Neustadt. Dass die Demokratie eine Staatsform ist, die aus der eigenen Bevölkerung heraus wieder öfter in Frage gestellt wird, das war für die meisten Deutschen noch vor zwei Jahrzehnten kaum zu ahnen.
Als sich weiß gekleidete Vertreter der Querdenker- und Verschwörungstheoretiker-Szene vor zwei Jahren - teilweise mit Russland- und Reichsbürger-Fahnen in der Hand - auf den Weg machten, um das damalige Fest der Demokratie auf dem Hambacher Schloss zu stören, mussten Kräfte der Polizei aufpassen, um Krawall zu verhindern. Bisher sind keine Versammlungen angemeldet, die in diesem Jahr auf ähnliche Vorkommnisse schließen lassen könnten.
Der 75. Geburtstag des Grundgesetzes der Bundesrepublik in diesem Jahr bietet nun vielen Akteuren in Deutschland einen willkommenen Anlass, die Errungenschaften dieses Staates nochmal stärker zu betonen und zu zeigen, welche Vorteile diese Form des Zusammenlebens mit sich bringt.
Das Hambacher Schloss ist ein Symbol für die Demokratie in Deutschland
Ein Ort, der wie kaum ein anderer symbolisch für diese Errungenschaften steht, ist das Hambacher Schloss im pfälzischen Neustadt. 1832 fand hier beim sogenannten Hambacher Fest eine Demonstration für Einigkeit und Recht und Freiheit statt - Werte, die nicht nur in der Nationalhymne eine zentrale Rolle spielen. Die Stadt Neustadt, die Stiftung Hambacher Schloss und die erst 2021 gegründete Stiftung Orte der Deutschen Demokratiegeschichte haben sich nun zusammengetan und ein beeindruckendes Programm auf die Beine gestellt, um sehr viele Facetten und Aspekte unserer Demokratie auf unterschiedliche Weise zu diskutieren, zu feiern, zu reflektieren und zu erfahren. Eine ganze Woche lang geben sich Politiker, Künstler, Sportler, Wissenschaftler, Medienleute und viele weitere Akteure sowohl in der Neustadter Innenstadt als auch auf dem Hambacher Schloss die Klinke in die Hand - darunter auch einige bekannte Mannheimer Unterhalter. Mit bis zu 10 000 Besuchern rechnen die Veranstalter alleine am letzten Wochenende im Mai.
Von Joachim Gauck bis Gringo Mayer - Neustadt hat eingeladen
„Woche der Demokratie“ haben Projektchefin Runa Hess und ihre Mitstreiter die Veranstaltung getauft, die am Dienstag nach Pfingsten beginnt. Für Neustadt ist das auch Arbeit am eigenen Profil und an der Marke „Demokratiestadt“.
Die Haupttage sind dann Samstag und Sonntag, 25. und 26. Mai. Das Programm ist dabei so umfangreich, dass an dieser Stelle nur kleine Beispiele genannt werden können. Zu den Höhepunkten gehört unter anderem die Verleihung des Hambacher Freiheitspreises 1832 an die russische Kulturwissenschaftlerin Irina Scherbakowa, die sich für Menschenrechte einsetzt und ihr Heimatland nach Kriegsbeginn verlassen hat. Joachim Gauck, früherer Bundespräsident, hält die Laudatio. Musikalisch werden die Auftritte von Gringo Mayer, Woifeschdkänisch, Cris Cosmo sowie den Schönen Mannheims erwartet. Chako Habekost ist auch dabei.
"Wie ich trotz schlechter Nachrichten optimistisch bleibe"
Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber befasst sich am Sonntag, 26. Mai, im Casimirianum mit dem Thema „Wie ich trotz schlechter Nachrichten optimistisch bleibe“. Der Satiriker Florian Schroeder ist am Sonntag zu Gast im Hambacher Schloss und spricht im Format Treffpunkt über sein Thema: „Unter Wahnsinnigen. Warum wir das Böse brauchen“.
Alle Veranstaltungen im Internet: Im https://rb.gy/2gciamtie/
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