Rhein-Neckar. Die Situation ist überall außerordentlich dynamisch, die Registrierung von aus der Ukraine Geflüchteten steigt in allen Städten an - doch in der Frage, wie viele Kapazitäten in den Kommunen der Metropolregion für deren Aufnahme aktuell noch verfügbar sind, gibt es Unterschiede. In etwa so ließe sich die Lage zusammenfassen, die sich momentan in den Aufnahmestationen in Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis darstellt.
Die Kapazitäten in den Kommunen seien „derzeit noch stark variabel und unterliegen einer hohen Dynamik“, erklärt das für die Verteilung zuständige Regierungspräsidium Karlsruhe auf Anfrage. Die Stadt Heidelberg teilt der Redaktion am Donnerstag mit, dass ihre Kapazitäten „zu circa 90 Prozent ausgelastet“ seien. „Gleichzeitig werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu erschließen.“ So prüfe die Verwaltung etwa das Anmieten von Apartments in Beherbergungsbetrieben, die Sanierung von Wohnungen oder das Vermitteln von Bewohnern städtischer Unterkünfte in regulären Mietwohnraum, um so Kapazitäten in den Unterkünften zu schaffen.
Mannheim deutlich über Soll
Außerhalb des Landesankunftszentrums in Patrick-Henry-Village hat die Stadt Heidelberg laut eigener Auskunft bis Donnerstagnachmittag bislang 989 Geflüchtete registriert. Weil aber auch viele bei Angehörigen oder Bekannten unterkommen und es für aus der Ukraine Geflüchtete außerdem keine Pflicht gibt, sich zu registrieren, sei die tatsächliche Zahl der Vertriebenen in Heidelberg schwer zu nennen. „Wir können keine valide Schätzung der Zahl der nicht-registrierten Geflüchteten abgeben.“
Diese Einschätzung teilt neben dem Regierungspräsidium, das zudem auf die 90-tägige Visumfreiheit verweist, auch die Stadt Mannheim für ihre Zuständigkeit. Etwas mehr als 2400 Registrierungen meldet die Verwaltung am Donnerstag. „Für alle konnte bislang eine Unterkunft gefunden werden.“ Bereits vor Wochen hatte die Stadt die Jugendherberge als Ankunftszentrum und Notunterbringung angemietet - Mitte April zieht die Einrichtung nach Neuhermsheim ins Thomas-Haus um (wir berichteten). Auf bereits vorbereitete Hallen musste Mannheim noch nicht zurückgreifen.
Laut einer dieser Redaktion vorliegenden Statistik des Regierungspräsidiums zu Aufnahmequoten der Stadt- und Landkreise in ganz Baden-Württemberg lag Mannheim bei der Registrierung von Geflüchteten Anfang dieser Woche deutlich über seinem Soll. Der ergebe sich insbesondere aus der Einwohnerzahl der Stadt- und Landkreise, erklärt die Karlsruher Behörde. Demnach habe Mannheim bis Montag 1,72 Prozent mehr Geflüchtete offiziell aufgenommen als es müsste - landesweit hinter Baden-Baden (+2,01 Prozent) der zweitbeste Wert. Heidelberg weist mit einem Plus von 0,66 Prozent den siebtbesten der 44 Werte auf.
Zu wenige Menschen soll laut Statistik dagegen der Rhein-Neckar-Kreis bislang aufgenommen haben: Ein Minus von 2,21 Prozent wäre landesweit der schlechteste Wert. Der Kreis weist das aber entschieden zurück. „Die vorliegenden Zahlen stimmen nicht mit der Wirklichkeit überein“, heißt es am Donnerstag. „Sehr wahrscheinlich“ handle es sich um einen Meldeverzug. „Wir befinden uns momentan diesbezüglich mit dem Regierungspräsidium im Austausch.“ Das Regierungspräsidium bestätigt am Freitag auf Nachfrage einen solchen Austausch.
50 000 Geflüchtete im Land
„Nach unseren Berechnungen (über)erfüllt der Rhein-Neckar-Kreis auf jeden Fall momentan seine Quote“, erklärt der Kreis. 850 Geflüchtete befänden sich derzeit in der vorläufigen Unterbringung des Kreises. Weil auch hier bereits Menschen privat untergekommen oder gar nicht erst registriert worden seien, gebe es keine belastbaren Zahlen. Insgesamt „dürften es mindestens nochmal doppelt so viele wie in der vorläufigen Unterbringung des Kreises sein“. Auch der Rhein-Neckar-Kreis habe laut eigenen Angaben noch Kapazitäten, um Menschen aufzunehmen. Dennoch sei man auch „auf der Suche nach geeigneten Objekten für die vorläufige Unterbringung“.
Allein in den Erstaufnahmeeinrichtungen im Regierungsbezirk Karlsruhe befinden sich derzeit 3900 Geflüchtete, teilt das Regierungspräsidium am Freitagnachmittag mit. Mehr als 50 000 Menschen hat das gesamte Land Baden-Württemberg demnach bislang aufgenommen.
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