Rhein-Neckar. Am Mittwochvormittag freute sich Landrat Stefan Dallinger: „Ich bin stolz, dass der Kreis digital wieder einmal die Nase vorn hat.“ Da ging es um das Pilotprojekt „Freiräume“, mit dem die digitale Infrastruktur im Rhein-Neckar-Kreis gemeinsam mit einzelnen Kommunen entwickelt werden soll. Ganz und gar nicht vorn hat der Kreis die Nase allerdings bei der digitalen Erfassung und Übermittlung der aktuellen Corona-Infektionszahlen.
Seit eines Updates der Meldesoftware SurvNet am vergangenen Freitag haben der Rhein-Neckar-Kreis und andere Gesundheitsämter Probleme mit dem Übermitteln der Corona-Fallzahlen an das Robert-Koch-Institut (RKI). Weder die Neuinfektionen, noch Meldungen von Virusvarianten oder Wiederholungstestungen konnten zwischen Freitag und Mittwoch übermittelt werden, teilte ein Sprecher des Rhein-Neckar-Kreises mit. Ein Grund hierfür sei weiterhin nicht gefunden. Die Lösung dagegen liegt nun vor, sagt ein Sprecher des Kreises: „Das neue Update wurde auf einem Rechner erfolgreich getestet und scheint stabil zu laufen. Aktuell fehlt dem Gesundheitsamt noch die Freigabe des RKI,, dieses neue Update flächendeckend aufzuspielen.“
Grund für Störung unbekannt
Woran es im Endeffekt gelegen hat, wissen weder der Kreis, noch das RKI genau. Auf die Frage, ob es an der Software, die vom RKI zur Verfügung gestellt wird, oder an der Hard- oder Software des Gesundheitsamts lag, heißt es vom Kreis nur, dass die Probleme nach dem Update auftraten - also die Software des RKI einen Fehler hatte. Dieses wiederum erklärt, dass vereinzelt „Probleme aufseiten der lokalen IT-Infrastruktur auftreten“. Demnach die technische Ausstattung in den Gesundheitsämtern die Fehlerquelle birgt. Einig waren sie sich in der Theorie, dass die Probleme proportional zur Größe der Datenbanken schlimmer wurden. Je mehr Menschen erfasst werden, desto mehr Probleme habe es demnach gegeben.
Weil das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises auch für die Stadt Heidelberg zuständig ist, sei es hier zu besonders schweren Problemen bezüglich der Wartezeiten von Suchanfragen oder der Stabilität des Programms gekommen. Laut RKI sind auch andere Programme für das Auslesen der Daten des Deutschen Elektronischen Melde- und Informationssystems für den Infektionsschutz (DEMIS) verfügbar. Ein temporärer Wechsel sei jedoch aus verschiedenen Gründen nicht in Betracht gekommen, teilt der Rhein-Neckar-Kreis mit: „Abgesehen von technischen Hürden (Programme müssen installiert und auf die Kompatibilität mit anderer hausinterner Soft- und Hardware überprüft werden) ist diese Option alleine schon wegen des Schulungsbedarfs der Mitarbeitenden nicht realistisch.“
Weitere Kreise betroffen
Bis auf den Rhein-Neckar-Kreis habe kein weiterer Kreis eine Problemanzeige aufgrund von Meldeverzug an das Landesgesundheitsamt (LGA) geschickt, teilte ein Sprecher des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg mit. Doch auch in anderen, kleineren Kreisen ist es zum Verzug bezüglich der Meldungen gekommen. Der Neckar-Odenwald-Kreis vermeldet am Mittwoch in einer Pressemitteilung, dass auch dieser aufgrund der Probleme mit SurvNet in Meldeverzug gekommen sei. Auch hier sei das Update „nicht in allen meldenden Stellen reibungslos“ verlaufen.
Von einem Anstieg der Infektionszahlen, aufgrund verspäteter Benachrichtigung der Betroffenen durch das Gesundheitsamt gehe der Rhein-Neckar-Kreis indes nicht aus. Dies sei auf die Änderungen des Fall- und Kontaktpersonenmanagements im November zurückzuführen. Dies besagt, dass die Gesundheitsämter nicht mehr für Kontaktverfolgung zuständig ist. Die Ermittlung von Fällen und deren Kontakten übernimmt das Gesundheitsamt nur noch dort, wo besonders gefährdete Personen leben. Beispielsweise in Pflegeheimen. Die aktuellen Infektionen betreffen jedoch zum Großteil junge Menschen. (mit bjz)
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Gesundheitsämter kommen in digitaler Realität an