Zu Beginn der Pandemie preist das Bundesministerium für Gesundheit das Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz (DEMIS) als „Entlastung der Behörden“ und für das Schaffen von „schnelleren Informationsketten“ an. Sicher und einfach ist die Devise, um Infektionen melden zu können und gleichzeitig dem Datenschutz gerecht zu werden. Nur die Gesundheitsämter bekommen Zugriff auf die personenbezogenen Daten. In der Theorie schön und gut. Wenn dann jedoch das Programm zur Entschlüsselung der Daten tagelang nicht mehr funktioniert, sind die Gesundheitsämter wieder in der Realität der deutschen Digitalisierung angekommen.
Einfache Lösungen wie das Zurücksetzen auf die Vorgängerversion sind bei der Suche nach einer Lösung nicht möglich. Microsoft wendet diese Option seit Jahrzehnten an, wenn es zu Problemen bei Updates des Betriebssystems Windows kommt. Solche einfachen Lösungen umzusetzen scheint für Deutschland keine Option zu sein. Alles muss langwierig zentral umgesetzt und mehrfach getestet werden. Solange steht der Betrieb eben still. Und dies ausgerechnet in einer Zeit, in der die Infektionszahlen alarmierend schnell nach oben rauschen. Vorbildlich ist hier allein das Verhalten des Rhein-Neckar-Kreises, der die Probleme im Gegensatz zu anderen Kreisen von vornherein gemeldet hat.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Digitalisierung Gesundheitsämter kommen in digitaler Realität an
Julius Paul Prior zu EDV-Problemen in Gesundheitsämtern