Rhein-Neckar. Der Stresstest hat begonnen, noch bevor die Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt gesperrt wird. Seit gut zwei Wochen fahren jede Menge lilafarbenen Busse durch die Region, allerdings noch ohne Fahrgäste. Es ist das intensive Training - für die Fahrer, für die Busse und für das komplette System des Schienenersatzverkehrs.
Wenn am 16. Juli, ein Tag nach dem Ende der Fußball-Europameisterschaft, für fünf Monate der letzte Zug über die Gleise gerattert ist, dann muss der Nahverkehr per Bus entlang der Strecke funktionieren. Das ist der Anspruch, den die Bahn selbst formuliert hat.
Zwölf Buslinien sind zwischen Frankfurt und Mannheim unterwegs
„Wir möchten, dass möglichst viele Fahrgäste während der Generalsanierung der Riedbahn weiterhin öffentliche Verkehrsmittel nutzen und mit dem Ersatzverkehr zuverlässig und planbar an ihr Ziel kommen“, sagt eine Sprecherin der Bahn. Mit insgesamt zwölf Buslinien, die alle in einem Takt zwischen fünf und 15 Minuten die Haltestellen anfahren, werde man den insgesamt rund 15 000 Reisenden pro Tag ein umfassendes Ersatzverkehrskonzept anbieten.
Dann sind 150 neue Überland- und Gelenkbusse unterwegs. Darunter seinen auch erstmals 26 Überlandbusse mit Toilette. Das Verkehrskonzept sei in enger Abstimmung mit dem Aufgabenträgern, Zweckverbänden, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Ländern erarbeitet worden, so die Sprecherin. Immerhin: Die Riedbahnsanierung ist ein Pilotprojekt, an dem das Prestige der Bahn hängt. Wenn es funktioniert, wird es beispielgebend für die vielen anderen Streckensanierungen sein, die die Bahn noch auf dem Fahrplan hat.
Test zur Riedbahn-Sperrung: Nicht alle Busfahrer kannten sich aus
Einen ersten Lackmustest gab es Anfang des Jahres, als erste Teile der Sanierung begonnen wurden. Vieles funktionierte tatsächlich reibungslos. Einige wenige Pannen gab es.
Nicht alle Busfahrer kannten sich auf ihren Strecken aus, mussten Passagiere nach dem Weg fragen. Der krasseste Fall: Ein Busfahrer fuhr bei Ladenburg im Kreisel in die falsche Richtung auf die Autobahn. Bei Hirschberg stieß er mit einem Auto zusammen. Zwei Menschen wurden verletzt, die Beifahrerin schwer.
Damit ein solch schlimmer Fauxpas nicht noch einmal passiert, machen sich die Fahrerinnen und Fahrer seit Wochen mit den Strecken vertraut. „Bereits seit Juni durchlaufen die Fahrerinnen und Fahrer eine intensive Streckenkunde und werden zusätzlich durch moderne Navigationssoftware auf einem Tablet an Bord unterstützt.
Riedbahn: 400 Busfahrer waren beim Test im Einsatz
Sie lernen den Betrieb kennen, machen sich mit den technischen Systemen an Bord vertraut und trainieren den Austausch mit der Leitstelle“, erläutert die Bahnsprecherin. Die rund 400 Fahrerinnen und Fahrer seien im Vorfeld umfassend geschult worden.
Am 2. und 3. sowie am 8. und 9. Juli war dann die gesamte Flotte der 150 barrierefreien Überland- und Gelenkbusse entlang der Riedbahn und den beiden Umleitungsstrecken, der linksrheinischen Ludwigsbahn und der Main-Neckar-Bahn, unterwegs. Im Einsatz seien auch alle 400 Fahrer gewesen, außerdem alle Reisendenlenker, die an vielen Stationen den Reisenden bei ihren Fragen weiterhelfen werden.
Sie alle hätten gemeinsam alle Abläufe trainiert. „Während des Probelaufs wurden unter anderem die IT-Systeme auf Herz und Nieren getestet sowie das Verhalten bei verschiedenen Situationen im Straßenverkehr geschult“, sagt die Sprecherin.
Fahrer müssen Lenk- und Pausenflächen genau einhalten
Da zum ersten Mal alle 150 Busse gleichzeitig im Einsatz gewesen seien, habe die Bahn auch prüfen können, ob genug Park- und Pausenflächen entlang der Strecken zur Verfügung stehen. Denn auch das ist natürlich ein Kriterium. Die Fahrerinnen und Fahrer müssen Lenk- und Pausenzeiten ganz genau einhalten.
Eine Panne hat es freilich auch schon während der aktuellen Schulungsphase gegeben: Ein Busfahrer bemerkte bei Groß-Gerau wohl zu späte eine Baustelle. Beim Wendemanöver stieß er laut Polizeibericht gegen eine Baustellenampel und fuhr den Bus im Gleisbett der Bahnlinie fest. Die Hauptstrecke nach Darmstadt musste gesperrt werden und ein Kran den Bus bergen.
Bilder, die in den sozialen Medien mit beißendem Spott verbreitet wurden („Schienen-Ersatzverkehr wohl falsch verstanden. . .“), zeigen den Gelenkbus, wie er bereits über zwei Schienensträngen steht. Der Fahrer muss also ordentlich Anlauf genommen haben, um überhaupt so weit ins Gleisbett vorzudringen. Man werde diesen Unfall, bei dem keine Menschen zu Schaden kamen, bei den Vorbereitungen auf einen verlässlichen Ersatzverkehr aufarbeiten. Die Sprecherin: „Wir nehmen das zum Anlass, die Busfahrerinnen und Busfahrer nochmals entsprechend zu sensibilisieren.“
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