Kernenergie

Das Atomkraftwerk Biblis sucht eine Deponie für seinen Bauschutt

Rund 3200 Tonnen schwer ist die Altlast, die den Abrissplänen des AKW Biblis möglicherweise einen Strich durch die Rechnung macht. Keine Deponie in Deutschland will den Bauschutt aus den ehemaligen Kontrollbereichen haben

Von 
Bernhard Zinke
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Im Kernkraftwerk Biblis haben die Abrissarbeiten begonnen. Die beiden Reaktorblöcke (hier Block B) werden entkernt. Die Arbeiten im Kontrollbereich laufen auf Hochtouren. In den orangenen Containern soll Abbruchmaterial kurzfristig zwischengelagert werden. © Bernhard Zinke

Biblis. Das Energieunternehmen RWE will sein seit 2011 stillgelegtes Kernkraftwerk in Biblis (Kreis Bergstraße) bis zum Jahr 2032 zurückgebaut haben. Allerdings könnte der Zeitplan ins Wanken kommen, da sich bislang keine Deponie in Deutschland bereit erklärt hat, Bauschutt anzunehmen, der aus dem Kontrollbereich des Kraftwerks stammt, aber so gut wie gar nicht mehr strahlt.

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In der vergangenen Woche hatten das hessische Umweltministerium und das Regierungspräsidium Darmstadt verfügt, dass die Deponie im 40 Kilometer entfernten Büttelborn (Kreis Groß-Gerau) den Bauschutt aus Biblis annehmen muss. Ein Anhörungsverfahren wurde in die Wege geleitet. Eine Bürgerinformationsveranstaltung am Dienstag, 22. November soll Interessierte über das Verfahren aufklären und Fragen beantworten.

Bei dem Material handelt es sich vor allem um Beton, Ziegeln, Fliesen und Keramik mit einem Umfang von etwa 3200 Tonnen. Der Bauschutt macht weniger als ein Prozent der insgesamt anfallenden Abfallmenge aus. Er war in den Bereichen des Kraftwerks verbaut, der Radioaktivität ausgesetzt war. Das Material wird in einer sogenannten Freimessungsanlage auf seine Strahlungsexposition überprüft, bevor es auf die Deponie darf. Es gilt ein gesetzlich festgelegter Grenzwert von zehn Mikrosievert. Zum Vergleich: Menschen in Deutschland sind pro Jahr einer Strahlung von 2100 Mikrosievert ausgesetzt. Dieser Wert kann sich mit jedem Skiurlaub oder jeder Flugreise erhöhen.

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In Büttelborn hat sich der Protest gegen die zwangsweise Mitbenutzung der Deponie Büttelborn längst formiert, zumal die Deponie wegen ihrer geografischen Nähe zu Biblis zum Jahresbeginn schon einmal im Fokus stand, den freigemessenen Bauschutt aus Biblis annehmen zu müssen. Der Landrat des Kreises Groß-Gerau, Thomas Will (SPD), hat bereits angekündigt, Widerspruch gegen einen entsprechenden Bescheid einzulegen und sämtliche Rechtsmittel auszuschöpfen. Die Bürgerinitiative Büttelborn 21 rührt bereits kräftig die Werbetrommel für die Informationsveranstaltung am Dienstag im Volkshaus Büttelborn, bei der der Protest deutlich formuliert werden soll. „Umweltministerin Hinz und RP Darmstadt wollen uns Atommüll aus Biblis ,vor die Füße kippen’“, heißt es in der Aufforderung der Bürgerinitiative zum Besuch der Veranstaltung.

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Nach Darstellung des Kraftwerksbetreibers RWE sei es keineswegs Atommüll, der deponiert werden soll. „Es geht von dieser Anlage kein Atommüll auf die Deponie“, sagt RWE-Sprecher Alexander Scholl und ergänzt: „Wir brauchen diesen Entsorgungsweg, sonst wird der Rückbau nicht funktionieren.“

Laut Atomgesetz darf der Bauschutt aus Kontrollbereichen von Kernkraftwerken grundsätzlich nicht in den Wertstoffkreislauf fließen. Auch wenn von ihm keine Strahlung ausgeht, muss er deponiert werden.

Das Kernkraftwerk Philippsburg im Süden der Metropolregion gegenüber von Speyer kämpft mit denselben Problemen. Auch hier sucht der Kreis Karlsruhe in Ermangelung einer eigenen Deponie einen Abnehmer für den ehemals strahlenden Bauschutt. Ein Antrag auf Mitbenutzung einer Deponie im Enzkreis scheiterte vor dem Verwaltungsgericht: Die Deponie ist für diese Art von Abfall gar nicht zugelassen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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