Freizeit

Camping im Luxus: Das plant Neustadt auf dem Landesgartenschau-Gelände

Neustadt plant luxuriöses Glamping-Areal auf ehemaligem Müllberg. Was auf dem Areal geplant ist und was sich die Stadt vom Luxus-Camping erhofft.

Von 
Peter W. Ragge
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Glamping – glamouröses Camping – soll auf dem Gelände der Landesgartenschau in Neustadt entstehen © mm

Neustadt. „Glamourös“ und „Camping“ – es klingt wie ein Widerspruch, ist aber keiner – sondern ein Trend: „Glamping“ ist in. Nun soll in der Metropolregion das erste Areal für naturnahen und doch luxuriösen Urlaub entstehen. Neustadt an der Weinstraße plant das auf dem Gelände der Landesgartenschau 2027 und erhofft sich dadurch einen Aufschwung für den Tourismus.

Ein Müllberg – mehr ist da derzeit nicht. Die 30 Meter hohe Erhebung, ab 1949 bis 1972 als Deponie für Hausmüll und danach noch eine Weile als illegale Lagerstätte für Abfälle genutzt, wird eine der zentralen Stellen der Landesgartenschau. Die Fläche soll für das sommerlange Fest renaturiert, der gesamte Bereich des ehemaligen Abfallwirtschaftszentrums in der Branchweilerhofstraße aufgewertet und der Bevölkerung wieder zugänglich gemacht werden. Doch was ist danach?

Glamping in Neustadt: Das ist auf dem Areal geplant

Dazu hat die Landesgartenschau-Gesellschaft eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Das französische Unternehmen Huttopia, seit 25 Jahren Betreiber naturnaher, aber doch sehr komfortabler Campingplätze mit großem Dienstleistungsangebot und 152 Standorten in acht Ländern, erarbeitete dazu ein Konzept.

Landesgartenschau

Die Landesgartenschau Neustadt findet vom 15. April bis 17. Oktober 2027 statt.

Schauplatz ist der neu gestaltete, 25 Hektar große Landschaftspark im Osten der Stadt zwischen Speyerbach und Rehbach mit einer Sportlandschaft, ein erweitertes Rad- und Fußwegenetz sowie einem Panoramapark rund um den ehemaligen Deponieberg, eine frühere Bauschuttaufbereitungsanlage und die Reste einer 1984 in Konkurs gegangenen Firma für Betonfertigteile. Auch die aus dem 19. Jahrhundert stammende Dr.-Welsch-Terrasse in der Innenstadt wird neu gestaltet.

Bei einem Bau-Fest am Samstag, 30. August von 11 bis 18 Uhr auf dem Gelände an der Branchweilerhofstraße gibt es Auftritte der Tanzmanufaktur Neustadt, der Kindertanzschule, eine Windinstallation mit Flugdrachen, Musik, Gastrostände sowie Führungen über die Baustelle. pwr

Es sieht ein Glamping-Areal von – einschließlich Stellplätzen – acht Hektar Größe nördlich der am Müllberg neu entstehenden Parkanlage vor. Der Studie zufolge wäre da Platz für rund 230 Mieteinheiten, bestehend aus 83 Campingzeltplätzen, 58 Wohnmobilstellplätzen sowie 92 Chalets und Mietzelten. Dazu kämen ein zentral gelegenes Rezeptionsgebäude, Sanitäranlagen sowie ein Werkstattbereich. Die Saison soll sich dabei von Anfang April bis Ende Oktober erstrecken

Glamping-Areal soll zusätzliche Gäste nach Neustadt locken

Die Machbarkeitsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass das Areal bei einer durchschnittlichen Auslastung von 60 Prozent und einer Belegung von drei Personen pro Einheit jährlich rund 75.000 zusätzliche Übernachtungen für Neustadt bringen würde. Bislang lag die Zahl der Übernachtungen bei 224.000 (2024) und damit um zwölf Prozent über dem Vorjahreswert. Das war der stärkste Anstieg unter den kreisfreien Städten (Durchschnitt: plus 2,8 Prozent) und der drittstärkste insgesamt in Rheinland-Pfalz, wobei Neustadt vor allem im Frühling und im Herbst viele Gäste anzieht.

Wir sehen da eine echte Marktlücke und eine Chance zur Stärkung des Tourismusstandorts Neustadt
Anne Pieper Geschäftsführerin der Landesgartenschau-Gesellschaft

„Wir sehen da eine echte Marktlücke und eine Chance zur Stärkung des Tourismusstandorts Neustadt“, sagt Anne Pieper, Geschäftsführerin der Landesgartenschau-Gesellschaft. „Eine erhebliche zusätzliche Wertschöpfung am Standort Neustadt“ erwartet auch Beigeordneter Bernhard Adams von der Stadtverwaltung, denn für solche Angebote gebe es „wachsenden Bedarf“. Tatsächlich ist Deutschland Europas wichtigster Markt für Wohnmobile und Wohnwagen, wie gerade der Caravaning Industrie Verband bekanntgegeben hat, als die Schallgrenze von einer Million auf deutschen Straßen zugelassenen Reisemobilen überschritten wurde. Und die Campingplätze melden Übernachtungsrekorde: Die Zahlen sind von 2019 (also vor Corona) bis 2024 um ein Fünftel gestiegen.

Bleibt die Panoramabar für Camping-Gäste erhalten?

„Wir sehen dort das Potenzial“, verweist die Landesgartenschau-Geschäftsführerin auf den Camping-Boom und zugleich das nun entstehende Gelände. „Mit dem Pkw gut erreichbar, trotzdem über den neuen Grünzug kurze Radwege in die Stadt, die S-Bahn-Haltestelle in machbarer Entfernung, die Bäche zum Greifen nah und ebenso der neue, zur Landesgartenschau entstehende Sportpark“, der etwa Trampoline, Sportgeräte, Kletterwand und Tischtennisplatten umfasst, zählt Pieper die Vorteile auf und betont: „Vergleichbare Campingangebote sind an der Weinstraße rar gesät“.

Zudem habe man von dort eine hervorragende Aussicht in die Weinberge und die ganze Metropolregion. Daher halte sie das Glamping-Areal für eine „landschaftsbildverträgliche Nutzungsidee für das Gelände“, das zuvor für die Gartenschau aufgewertet worden ist. Denkbar sei auch, dass die zunächst befristet nur für die Gartenschau auf dem Deponieberg geplante Panoramabar dann eben doch für die Camping-Gäste – zumindest in der Saison – erhalten bleibe.

Suche nach einem möglichen Betreiber geht jetzt los

Doch los gehen soll der Umbau des Geländes zum Glamping-Platz erst nach der Landesgartenschau, also 2028. Schon jetzt haben die Kommunalpolitiker von Neustadt beschlossen, die planungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen. Zugleich suchen sie gemeinsam mit der Landesgartenschau-Gesellschaft nach einem geeigneten Betreiber. „Wir öffnen uns mit der Nachnutzungsidee nun für den Markt und werden uns nicht auf einen Investor aktuell festlegen“, so Pieper. Dass Huttopia, die bislang in Deutschland keinen Standort haben, zum Zuge kommt, ist damit nicht ausgemacht. „Ziel ist ein langfristiges Pachtverhältnis“, sagt Pieper aber.

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Sollte das Projekt realisiert werden, überlege die Stadt, dass „perspektivisch der bestehende Wohnmobilstellplatz in der Martin-Luther-Straße aufgegeben werden“ könnte. Er hat ohnehin nur 40 Plätze.

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