Weinheim. Die meisten Beobachter hatten damit gerechnet, dass Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just seinen Hut bei der Wahl des neuen Landrats im Rhein-Neckar-Kreis in den Ring wirft. Als der amtierende Landrat Stefan Dallinger im Mai seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur bekanntgab, hatte Just sich zwar bedeckt gehalten, aber auch nicht dementiert, dass ihn der Posten reizen würde. Nur der frühe Zeitpunkt seiner offiziellen Bewerbung - in der letzten Sitzung des Weinheimer Gemeinderates vor der Sommerpause - überraschte dann doch. Denn die Landratswahl findet erst am 3. Februar 2026 im Kreistag statt. Bis dahin sind es noch mehr als sechs Monate.
Neue Aufgabe für persönliche Referentin
So mancher Stadtrat ahnte am Mittwoch allerdings, dass OB Just schon jetzt aus der Deckung kommen würde. Denn vor Beginn der öffentlichen Sitzung war hinter verschlossenen Türen bereits eine andere Personalentscheidung gefallen. Gabriele Lohrbächer-Gérard (59), die persönliche Referentin des Weinheimer Oberbürgermeisters und Leiterin der Ratsdienste, wurde als neue Leiterin des Bürger- und Ordnungsamtes gewählt.
Der Wechsel ist im Frühjahr 2026 geplant. Der zeitliche Zusammenhang war für jeden offensichtlich, auch wenn aus den Reihen der Stadträte betont wird, dass mit Lohrbächer-Gérard eine bestens für die Aufgabe qualifizierte und erfahrene Kraft die Amtsleitung übernehmen werde.
Manuel Just hat gute Chancen auf Mehrheit im Kreistag
Als Just am Ende des öffentlichen Teils der Sitzung seine Kandidatur für das Amt des Landrats verkündete, blieben sichtbare Reaktionen in den Reihen der Stadträte jedenfalls aus. Am Ende applaudierten einige Mandatsträger höflich. CDU, Freie Wähler und FDP dürften ohnehin vorab informiert gewesen sein, da sich Just in den vergangenen Wochen die Unterstützung der Kreistagsfraktionen des bürgerlichen Lagers gesichert hatte.
Damit geht er als klarer Favorit in die Landratswahl am 3. Februar 2026, denn diese drei Fraktionen verfügen zusammen mit 55 Sitzen über eine absolute Mehrheit im Kreistag, der insgesamt 104 Mitglieder hat. Als sicher gilt, dass aber auch die SPD einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken wird. Die Chancen wären eher gering; gleiches würde wohl für einen Kandidaten der Grünen gelten. Die frühzeitige Bekanntgabe von Just dürfte die Suche nach weiteren Bewerbern für den Landratsposten bei den anderen Parteien auch nicht gerade erleichtern.
Kandidaten-Karussell in Weinheim
Dagegen werden in Weinheim die Karten neu gemischt. Mindestens die Fraktionen von Freien Wählern, CDU, Grünen und SPD werden sich ganz sicher Gedanken machen, wen sie ins Rennen um die Wahl des neuen Oberbürgermeisters schicken werden. Ein Name, der schon etwas länger „gehandelt“ wird, ist der von SPD-Stadtrat Daniel Schwöbel. Dazu erklärte der 49-jährige Rechtsanwalt am Donnerstag auf Nachfrage: „Es würde mich schon sehr reizen, Oberbürgermeister meiner Heimatstadt Weinheim zu werden.“
Es würde mich schon sehr reizen, Oberbürgermeister meiner Heimatstadt Weinheim zu werden.
Seit der Ankündigung Dallingers, als Landrat aufzuhören und den Gerüchten um Justs Interesse an diesem Amt sei er von vielen Menschen dazu auch ausdrücklich ermuntert worden, so Schwöbel: „Das freut und ehrt mich natürlich.“ Andererseits habe er auch an seiner jetzigen Aufgabe als Rechtsanwalt große Freude. Diese Entscheidung müsse daher gut überlegt sein, wollte sich der SPD-Stadtrat jetzt noch nicht festlegen. Bisher habe er darüber auch noch gar nicht mit seiner Partei gesprochen. Sollte er tatsächlich antreten, dann als unabhängiger Kandidat, fügte er noch hinzu.
Neuer OB in Weinheim? Föhr und Buske winken ab
Auch dem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Föhr wird nachgesagt, mit dem Landrats- oder Oberbürgermeisteramt zu liebäugeln. Doch Föhr, der gerade erst einen neuen Job in Berlin als Lobbyist des Uniklinikums Heidelberg angetreten hat, winkt ab: „Meine neue Aufgabe in Berlin ist eine tolle Herausforderung, auf die ich mich sehr freue. Deshalb schließe ich eine Kandidatur aus“, erklärte der 44-Jährige.
Eine naheliegende Lösung könnte der Stellvertreter von Manuel Just, Bürgermeister Andreas Buske sein. Doch der 49-Jährige hat, wie zu hören ist, verwaltungsintern bereits abgewunken. Gleiches gilt für die SPD-Fraktionsvorsitzende Stella Kirgiane-Efremidou, die eine Kandidatur ausschließt. Ein möglicher Bewerber könnte der Weinheimer CDU-Stadtrat Heiko Fändrich sein, der gerne Landtagskandidat seiner Partei im Wahlkreis Weinheim geworden wäre, aber gegen Bastian Schneider bei der Nominierungsversammlung der CDU unterlag. Doch auch Fändrich hat nach eigener Aussage keine Ambitionen: „Dafür fehlt mir die notwendige Verwaltungserfahrung“, erklärte er, warum er seinen Hut nicht in den Ring werfen werde.
Dr. Carsten Labudda ist ein weiterer Name, der im Umlauf ist. Doch der Stadtrat der Linken hält die Frage zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht. Die Linke und er selbst würden die Sommerpause nutzen, um sich über das weitere Vorgehen Gedanken zu machen.
Grundsätzlich zählen auch Bürgermeister anderer Kommunen zum Kreis der potenziellen Bewerber für das Amt des Oberbürgermeisters. Das hat im Rhein-Neckar-Kreis durchaus Tradition. Manuel Just ist selbst das beste Beispiel dafür. Er kandidierte 2018 als amtierender Bürgermeister von Hirschberg für den OB-Posten in Weinheim und gewann mit 68,4 Prozent der Stimmen. Allerdings konnte er sein Amt aufgrund einer Wahlanfechtung erst im Mai 2019 antreten.
Der vorläufige Zeitplan für eine mögliche OB-Wahl in Weinheim
Sollte Manuel Just am 3. Februar 2026 tatsächlich zum neuen Landrat gewählt werden (und die Wahl annehmen), dann wäre sein Amtsantritt am 1. Mai 2026. Wie die Stadtverwaltung Weinheim auf Nachfrage mitteilte, könnte der vorläufige Fahrplan für die OB-Wahl dann so aussehen: Noch im Februar 2026 würde der Gemeinderat den Wahltermin festlegen. Mitte/Ende Februar würde die öffentliche Ausschreibung der Stelle im Staatsanzeiger erfolgen und amtlich bekanntgemacht.
Bewerber hätten dann drei Wochen Zeit, sich zu melden. Der frühestmögliche Wahltermin wäre im Mai 2026 denkbar, eventuell auch erst im Juni. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht, fände zwei Wochen später ein zweiter Wahlgang statt, bei dem die relative Mehrheit ausreicht. Der tatsächliche Amtsantritt des erfolgreichen Bewerbers hinge dann auch noch davon ab, wann er verfügbar ist. Für die Übergangszeit wäre Erster Bürgermeister Andreas Buske Kraft Amtes Chef der Stadtverwaltung.
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