Wissenschaft

Blick in die Sterne: Die Geschichte des Mannheimer Planetariums

Das Mannheimer Planetarium ist in ein doppeltes Jubiläumsjahr gestartet. Weltweit wird der 100. Jahrestag der Erfindung der Projektoren gefeiert, und das Sternentheater ist 1984 eröffnet worden

Von 
Peter W. Ragge
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Planetarium © siehe Bildtext

Den majestätischen Sternenhimmel auch tagsüber bewundern zu können – vor 100 Jahren ist dieser Wunsch Realität geworden. Und seit 40 Jahren ermöglicht das in Mannheim – wieder, muss man sagen - ein Planetarium. Das weltweit erste Planetarium wurde am 7. Mai 1925 mit der Eröffnung des Deutschen Museums in München der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aber möglich wurde das erst durch das „Wunder von Jena“. Nach mehrjähriger Entwicklungszeit stellte der Physiker und Geschäftsführer von Carl Zeiss Jena im Oktober erstmals einen Projektor vor, der originalgetreu zeigte, wie der Himmel aussieht. Der Gründungsdirektor des Deutschen Museums in München Oskar von Miller, ließ das gerät dann in seinem Haus installieren – und die Besucher waren fasziniert. „Das bedeutete damals einen richtigen für die Naturwissenschaften, die Vorführungen haben die Menschen fasziniert“, so Christian Theis, der Direktor des Mannheimer Planetariums.

Der neue, 2002 eingebaute Projektor bietet den Mitarbeitern des Planetariums viel mehr Möglichkeiten der Darstellung. © Markus Prosswitz

Mannheim wollte bereits früh dabei sein. 1927 eröffnete in der Quadratestadt das weltweit erste kommunal betriebene Planetarium – im Unteren Luisenpark. Heute sind davon aber nur noch die Fundamente und Kellerräume vorhanden, genutzt als Umkleiden für den auch „Planetariumssportplatz“ genannten Sportplatz im Unteren Luisenpark. Das Gebäude selbst ist im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und die Reste in den 1950er Jahren abgerissen worden. Aber der Wunsch, wieder solch ein Sternentheater in Mannheim zu errichten, bliebt – und führt schließlich zur Gründung einer Bürgerinitiative. Sie seien „die wohl einzige Bürgerinitiative in Deutschland, die einen Bau nicht verhindern, sondern ermöglichen wolle“, so Heinz Haber der als „Weltraumprofessor“ bekannte Mannheimer, im Jahr 1975.

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Bei der damaligen Bundesgartenschau kann man im Herzogenriedpark dort, wo sich heute der Evangelische Kindergarten befindet, gut sechs Monate echtes Mondgestein sehen – nur sechs Jahre nach der ersten Mondlandung eines Menschen ist das damals eine große Sensation. Auch zwei Mondkameras sind ausgestellt. Eine davon hat Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond, selbst benutzt. Sie verfügt über einen extra großen Einstell-Hebel, damit sie mit den dicken Raumanzug-Handschuhen bedient werden kann. Eine Kapsel des amerikanischen Raumschiffs Gemini steht da. Ein raumhohes, von innen beleuchtetes Großdia zeigt den ersten Menschen auf dem Mond. Es gibt eine Demonstration von Laser-Strahlen, damals noch etwas ganz Besonderes, und ein kleines Stickstoff-Düsen-Aggregat, mit der sich die Astronauten trotz Schwerelosigkeit auf dem Mond fortbewegen können. Und als besonderen Gag eine Waage: Wer sich daraufstellt, dem wird verraten, wie leicht er auf dem Mond wäre. Der als „Weltraumprofessor“ populär gewordene Haber hat die Ausstellung initiiert und organisiert.

Bürgerinitiative für Planetarium in Mannheim

Auch Millionen von Fernsehzuschauern sehen das Mondgestein – in der Sendung „Der Blaue Bock“, die live aus der Multihalle ausgestrahlt wird. Moderator Heinz Schenk schart dort an einem Stammtisch die Bloomaul-Ordensträger Franzl Schmitt, Sepp Herberger, Feuerio-Präsident Franz Biedermann vom Verleihungskomitee und eben Haber um sich. Haber, Biedermann und der seinerzeitige Verwaltungsdirektor des Nationaltheaters, Hanns Maier hatten die Bürgerinitiative für das Planetarium gegründet. Das ist die Initialzündung für den Bau des Planetariums. 1977 wird aus der Initiative ein Verein, im gleichen Jahr beschließt der Gemeinderat den Bau des Sternentheaters. Nach langjährigem Streit wird es dann aber erst 1984 wirklich realisiert.

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Als Projektionsgerät diente zunächst das von Zeiss in Oberkochen gebaute „Modell VI“, der damals weltweit leistungsfähigste Planetariumsprojektor. Der wurde 2002 durch ein moderneres, kompaktes Modell IX ausgetauscht; die alten Diaprojektoren zur Darstellung von Bildern auf der Kuppel wurden durch ein digitales Fulldomesystem ersetzt; 20 000 LEDs, eine moderne 21-Kanal-3D-Soundanlage und mehrere Showlaser vervollständigen heute das Equipment in der Kuppel. „Wir haben dadurch sehr viel mehr Projektionsmöglichkeiten“, hebt Theis zufrieden hervor. Auch weltweit hätten sich in den vergangenen 100 Jahren die Planetarien enorm weiterentwickelt und diversifiziert. „Ihr ursprünglicher Zweck war, den Lauf der Planeten am täuschend echt nachgebildeten Sternenhimmel zu demonstrieren.

Heute veranschaulichen die Planetarien darüber hinaus mittels modernster digitaler Projektionstechnik unseren Platz im Universum, fremde Welten und ferne Galaxien“, so Theis. Die Planetarien hätten sich auch anderen Wissenschaften geöffnet und böten mit ihrer 360-Grad--Projektionsfläche zudem eine einmalige Bühne für Musik, Kunst und Kultur. Damit sei das Planetarium vielfältiger als jeder andere Veranstaltungsort. Immerhin 150 000 Besucher zog das im vergangenen Jahr an. Und bis zum Jahresende wird es viele Aktionen, Vorträge und Veranstaltungen zu den Jubiläen geben.

Redaktion Chefreporter

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