Astronomie

So war der Vortrag von Astrophysiker Genzel im Planetarium Mannheim

Astrophysiker und Nobelpreisträger Reinhard Genzel hat bei seinem Vortrag im Mannheimer Planetarium sein Publikum in ferne Galaxien entführt und von seiner Forschung berichtet

Von 
Katja Geiler
Lesedauer: 
Künstlerische Darstellung eines Quasars. © ESO/M. Kornmesser

Mannheim. Das Interesse am Vortrag des Astrophysikers und Nobelpreisträgers Reinhard Genzel war groß. Kaum noch ein Platz war frei im Kuppelsaal des Planetariums, und man sah viele junge Leute.

Genzel wurde 1952 in Bad Homburg vor der Höhe geboren, studierte Physik in Bonn und wurde bereits 1978 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie promoviert. Heute ist er Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching, Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Professor an der Graduate School for Physics and Astronomy der University of California in Berkeley.

Den Nobelpreis für Physik erhielt er 2020, gemeinsam mit der US-amerikanischen Astronomin Andrea Ghez für die Entdeckung eines supermassereichen kompakten Objekts im Zentrum unserer Galaxie, der Milchstraße. Dabei handelt es sich um ein Schwarzes Loch im Sternbild des Schützen, dieses trägt den Namen Sagittarius A*.

Forschung braucht viel Zeit

Bereits im Jahr 1932 wurde in diesem Sternbild durch Zufall eine starke Radioquelle entdeckt, doch damals war die Forschung noch nicht so weit, um das Phänomen näher zu bestimmen. Überhaupt braucht die Erforschung des Universums viel Zeit. „Nach 100 Jahren Forschung fand man heraus, dass Andromeda kein Nebel ist, sondern eine Ansammlung von Sternen“, so Genzel.

So blieb auch die Radioquelle im Schützen über 40 Jahre lang ungeklärt, bis sie 1974 genauer bestimmt werden konnte und ihren Namen erhielt. Erst im Lauf der 1990er Jahre beobachteten Genzel und sein Team in zwei Observatorien der Europäischen Südsternwarte in Chile das Phänomen und fanden heraus, dass es sich um einen Quasar handelt - ein Schwarzes Loch mit hoher Radioleuchtkraft.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Dabei kam ein gigantisches Teleskop zum Einsatz, das nicht zu Unrecht Very Large Telescope (VLT) heißt. Genzel hatte zur Veranschaulichung ein Bild des VLT dabei, das er an die Wand des Kuppelsaales projizierte, damit die Zuschauer einen Eindruck von dessen Ausmaßen gewinnen konnten. Es besteht aus vier Einzelteleskopen, allein diese sind so hoch wie ein mehrstöckiges Haus.

Fachkundiges Publikum

Doch nicht nur Genzel und sein Team forschten am Sagittarius A*, sondern auch ein Team um die Amerikanerin Andrea Ghez am Keck-Observatorium auf Hawaii. Mit ihr teilte er sich den Nobelpreis, ausgerechnet im Corona-Jahr 2020, in dem die Preisverleihung verschoben wurde.

Was ein Quasar ist, das brauchte Genzel dem Publikum nicht zu erklären, denn an diesem Abend waren hauptsächlich Fachkundige anwesend, wie man bei der Eröffnung der Fragerunde bemerken konnte. Faszinierend auch für Laien waren die an die Kuppel projizierten Bilder der Quasare - und die Vorstellung, wie weit entfernt die Galaxien sind, von denen die Bilder stammen.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen