Mannheim. Heute ab 11 Uhr ist es endgültig. Stadtdekan Karl Jung und Pfarrer Daniel Kunz feiern in St. Hildegard in Käfertal-Süd einen letzten Festgottesdienst, um dann bei der sogenannten Profanierung die Weihe der Kirche aufzuheben. Sie ist dann kein sakraler Ort mehr. Es ist die erste katholische Kirche, die in Mannheim aufgegeben wird. Die Gemeinde zieht anschließend in einer Prozession zur benachbarten evangelischen Philippuskirche, wo das kirchliche Leben vor Ort weitergehen soll.
Katholische Kirche muss Gebäude abgeben
Die katholische Kirche muss wegen sinkender Mitgliederzahlen und zurückgehender Kirchensteuereinnahmen Gebäude abgeben, sich von Kirchen trennen. Schon im Vorgriff auf die Entscheidung, welche Kirchen das in ganz Mannheim trifft, hat sich der Caritasverband der Erzdiözese Freiburg Ende 2022 an die Gemeinde gewandt. Er muss seine bisherige Pflegeschule in Schwetzingen räumen und nahm, auch wegen der Nachbarschaft zum Joseph-Bauer-Haus der Caritas und der besonders geeigneten Architektur, die Kirche St. Hildegard in den Blick. Er plant, die Kirche zu einer Schule für Erzieherinnen sowie Pflegerinnen umzubauen.
Betroffen sind das Kirchengebäude inklusive Sakristei. Dabei werden in das Gebäude zwei Ebenen eingezogen, so dass es dann drei Stockwerke umfasst. Die Pläne von Architekt Christian Franck sehen vor, die Backsteinfassade aufzubrechen und dort Fenster einzubauen, aber am gesamten Charakter des Baus nichts zu ändern. Neben einigen Klassenzimmern soll es im Erdgeschoss einen Sozialraum mit Cafeteria geben. „Die Räume könnten nach Schulschluss natürlich auch für die Gemeinde genutzt werden“, so das Angebot von Susanne Hartmann, Leiterin der Abteilung Bildung, Qualifizierung & Befähigung des Verbands. Sie versichert: „Es bleibt eine soziale Mitte, das Stadtbild und größtenteils die Fassade der Kirche erhalten.“
Derzeit besitzt die gelb verklinkerte Hallenkirche keine Fenster, sondern unter dem sehr flachen Satteldach ein vierreihiges Band von Glaswaben und im Erdgeschoss Glaswände. Der stützenlose Innenraum hat Lochziegelwände.
St. Hildegard: Weihe am 21. Juni 1961
Die Pfarrgemeinde St. Hildegard ist schon älter als die Kirche. Sie entstand nach dem Ersten Weltkrieg in der wachsenden Siedlung rund um den Bäckerweg in Käfertal-Süd. 1934/1935 wurden nach den Plänen des Architekten Josef Lutz an der Ecke Bäckerweg/Dürkheimer Straße eine Notkirche, ein Pfarrhaus und ein Schwesternhaus gebaut. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, hat man es danach wieder aufgebaut. Es wird heute als Kindergarten genutzt. Weil das Wohngebiet weiter wuchs, begann 1959 der Neubau nach den Plänen von Heinz Heß, der unter anderem auch St. Konrad, St. Theresia, St. Michael und Zwölf Apostel entwarf. Am 21. Juni 1961 war die Weihe, 63 Jahre danach soll die Geschichte der Kirche enden.
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Was aber bleibt, sind das Gemeindehaus mit Jugendräumen und Wohnungen, der Kindergarten sowie der freistehende Kirchturm mit dem Geläut. Hier ist ein Gebetsraum geplant, kündigt Silke Ostermeier an. Sie ist mit dem Gemeindeteam um die beiden Sprecher Markus März und Jürgen Klenk die Verantwortliche der Abschieds-Aktionen unter dem Namen „Hilde zieht zu Philipp“. Die Initiativgruppe umfasse Ehrenamtliche aus Vertretern aller Gruppen der Gemeinde, von Senioren über Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) bis hin zu Ministranten. Seit einem Monat haben sie jetzt mit vielen Gesprächen und Veranstaltungen den heutigen Abschied vorbereitet.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum Kirchen in Mannheim weiter wichtig sind