Rhein-Neckar. Die Leichtigkeit des Weihnachtseinkaufs ist dahin. Vor allem die großen Shopping-Center der Region leiden unter den neuen Regeln. Schließlich gelten hier völlig unterschiedliche Voraussetzungen. Die Kundenfrequenz im gerade für den stationären Handel so wichtigen Weihnachtsgeschäft hinkt deutlich hinter den Zahlen aus Vor-Corona-Zeiten hinterher.
Im Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum, dem umsatzstärksten Einkaufszentrum im Kern der Metropolregion, gibt es 110 Geschäfte. Davon verkaufen 25 Waren des täglichen Bedarfs. Für sie gilt keine Beschränkung, in allen anderen Shops müssen Kunden indes ihren Geimpft- oder Genesen-Nachweis vorzeigen. Und das immer wieder aufs Neue. In jedem einzelnen Laden. „Unsere Mietpartner haben das gut im Griff“, berichtet Centermanager Dani Marquardt. Trotzdem kommt es im Eingangsbereich mehrerer Läden immer wieder zu Schlangen. Schließlich müssen die Mitarbeiter Impfnachweise prüfen, sich zusätzlich auch die Ausweise zeigen lassen. Das kostet Zeit - und Verständnis, das nicht jeder Kunde aufbringen will. Die Leute seien zunehmend genervt.
Froh ist Marquardt - und mit ihm seine Kollegen in den anderen großen Shopping-Centern von Mannheim und Ludwigshafen -, dass ein kompletter Lockdown vermieden worden sei. Trotzdem seien nun schon wieder Mitarbeiter einiger Mietpartner in die Kurzarbeit gegangen. Auch wenn man alle Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie vorbehaltlos mittrage, konstatiert Marquardt: „Der Einzelhandel ist nicht schuld und nicht verantwortlich für die hohen Inzidenzen.“
Ess-Bereiche nahezu verwaist
Auf der anderen Rheinseite hat die Rhein Galerie mit noch größeren Problemen zu kämpfen. Hier gilt zusätzlich zu 2G in den Fachgeschäften 2Gplus im Gastro-Bereich - zwar nicht für Kunden mit Drittimpfung, aber das hätten noch die wenigsten. Konsequenz daraus: Der Food Court der Rhein Galerie ist faktisch verwaist. „Es ist seit Montag drastisch spürbar, dass der Andrang hier deutlich nachgelassen hat“, berichtet Centermanager Patrick Steidl. Draußen vor dem Center gibt es zwar ein Testcenter. An dem bilden sich jedoch permanent lange Schlangen. „Sich für ein paar Nudeln oder einen schnellen Imbiss am Testcenter länger anzustellen, das nimmt keiner auf sich“, weiß Steidl nun aus knapp einwöchiger Erfahrung.
Auch in der Rhein Galerie ist es zwangsläufig den einzelnen Läden überlassen, die 2G-Regel zu kontrollieren. Hinzu kommt in Rheinland-Pfalz, dass mit der neuen Corona-Verordnung auch wieder die Begrenzung auf einen Kunden pro zehn Quadratmeter gilt. „Man merkt den Kunden die Verunsicherung an“, sagt Steidl. Im Grunde könne ja gerade hier im Drei-Länder-Eck niemand mehr wissen, was nun genau wo gelte. Steidl weiß sehr wohl um die besondere Problematik der Kundenansprache in diesen Zeiten: „Es braucht geübte Mitarbeiter mit dem nötigen Fingerspitzengefühl, um mit den Launen der Kunden umzugehen.“
Hendrik Hoffmann, Manager des Quartiers Q6/Q7, sieht in einer charmanten Ansprache sogar eine gute Gelegenheit, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen. Viele Käufer hätten indessen schon ihr Handy mit dem Impfpass und den Personalausweis gezückt,wenn sie einen Laden betreten. Trotzdem sei die Stimmung insgesamt gehetzter. Die 2G-Regelung habe fraglos Frequenz gekostet. Hoffmann schätzt den Schwund prozentual auf einen zweistelligen Minusbereich.
Dabei ärgert sich der Centermanager noch immer massiv über die Art und Weise der Verkündung der neuen Corona-Regeln. Während Hessen sich einige Tage darauf vorbereiten konnte, seien in Baden-Württemberg die neuen Vorschriften am Freitagabend um 22 Uhr gekommen - umzusetzen ab Samstagmorgen. „Die Schnellübersicht der Landesregierung war elf Seiten dick“. Und Q6/Q7 sei bei allen unterschiedlichen Regularien dabei: Im Einzelhandel 2G, für Geschäftsreisende im Hotel 3G, sonst 2G, dagegen keine Einschränkungen bei den Lebensmittelgeschäften im Basement. „Die Politik drückt sich um harte Entscheidungen und instrumentalisiert dafür den Einzelhandel“, schimpft Hoffmann.
Diskussion über Bändchen
Diskutiert werden derzeit auch Überlegungen, ob Geimpfte und Genesene an zentraler Stelle in den Centern Bändchen erhalten sollen, um die Zutritte zu den einzelnen Shops zu erleichtern. Die Stadt Worms, mit einer Inzidenz von knapp 600 ganz vorne in Rheinland-Pfalz, ist nun sogar für die gesamte Innenstadt zu diesem System übergegangen. „Das überlegen wir auch gerade“, sagt Dani Marquardt vom Rhein-Neckar-Zentrum. „Wir könnten das auch ad hoc umsetzen.“ Doch gebe es noch zu viele unterschiedliche Meinungen bei den Mietpartnern. Auch in der Rhein Galerie und in Q6/Q7 winken sie - noch- ab. Die Kontrollen müssten trotzdem stattfinden. Und die Ausgabe der Bändchen an zentralen Stellen führe auch zu Schlangenbildungen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar 2G schadet dem Einzelhandel