Kritik an 2G-Regel - Kundenfrequenz und Umsätze in Mannheimer Innenstadt nehmen stark ab / Große Verärgerung bei Geschäftsinhabern über Einschränkungen

Einzelhändler in Mannheim: „Amazon geht wieder als Sieger hervor“

Von 
Christian Schall
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Ein Hinweisschild zur 2G-Regel vor einem Geschäft in Mannheim. © Christian Schall

Mannheim. Wer in diesen Tagen über die Mannheimer Planken läuft, wird einzig durch die festliche Beleuchtung und die Dekoration in den Schaufenstern daran erinnert, dass wir uns in der Vorweihnachtszeit befinden. An der Frequenz der Passanten lässt sich dieser Umstand nicht mehr ablesen. Während normalerweise zu dieser Zeit im Jahr ein großer Andrang, Parkplatzmangel, Ungeduld, Hatz und stellenweise Gedränge herrschen, ist die Fußgängerzone jetzt weitgehend leer.

Ein Blick in die Läden ist noch erschreckender: Vielfach stehen dort Verkäuferinnen mit verschränkten Armen und warten darauf, dass Kundschaft den Laden betritt. Auch Rabattaktionen mit 20 bis 30 Prozent Nachlass, wie ihn einige Geschäfte bieten, ziehen nicht. Die 2G-Regel verunsichert, so dass viele potenzielle Käuferinnen den Weg in die City gar nicht erst antreten. Einzelhändler bestätigen diesen Eindruck.

„Die Frequenz und die Umsätze gehen definitiv zurück. An dem Tag, als die 2G-Regel kam, hat man es sofort gemerkt“, erzählt Bünyamin Terli. Er führt das Parfümlabel Crown Divin und bietet seine Produkte mit anderen Start-Ups unter „Hometown Glory“ in Q 6/Q 7 an. Probleme mit Kunden hatte er bisher nicht: „Die Kunden, die in den Laden kommen, haben Verständnis für die Kontrolle. Sie erhalten dann auch einen Gutschein über fünf oder zehn Euro.“ Schon am Black Friday sei die Frequenz deutlich geringer gewesen. „Viele Produkte wären sonst um diese Zeit ausverkauft. Auch meine Parfüms müssten eigentlich schon verkauft sein.“

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Nur noch ein Drittel Umsatz

„Wir machen eigentlich im Dezember unseren Hauptumsatz, aber im Moment ist es sehr zäh“, berichtet Patricia Schneider, Inhaberin von Cotto Wohnaccessoires in B1. „Die 2G-Regel merken wir brutal, der Umsatz liegt noch bei etwa einem Drittel von dem, was jetzt normal wäre.“ Bei den Beschränkungen für den Einzelhandel sei Baden-Württemberg immer vorne dabei: „Wir sind immer die Ersten, die zumachen, und waren jetzt auch bei den ersten, die 2G eingeführt haben.“ Seitdem 2G flächendeckend gelte, sei die Stadt tot.

Die Kontrolle der Impfnachweise sei ein „Kraftakt“: „Ich habe höhere Personalkosten, weil ich dafür eine Mitarbeiterin abstellen muss.“ Schneider betreibt zwar einen Onlineshop und bietet auch die Abholung von Bestellungen an der Ladentür an. Trotzdem ist sie überzeugt: „Amazon geht wieder als Sieger hervor. Wenn 2G nicht gekommen wäre, hätten wir ein gutes Weihnachtsgeschäft gehabt.“

„Die Frequenz ist extrem zurückgegangen, rund 30 Prozent“, berichtet Wolfgang Blatt von Urmel Spielzeug, „viele Kunden wandern ins Internet ab.“ Es sei eine große Verunsicherung zu spüren. Das ständige Auf und Ab sowie die Angst um die Zukunft zehre an den Nerven: „So langsam lässt die Kraft nach.“

Die Kunden sind nicht begeistert von den Regeln: „Ich gehe nur noch in die Stadt, wenn ich muss“, sagt eine Seniorin aus Mannheim, die nicht namentlich genannt werden will, „für die Geschäfte ist das schlimm.“ „Das Einkaufen ist schon umständlicher geworden. Ich war länger nicht mehr in der Stadt“, sagt Stefanie Köstel aus Hochdorf-Assenheim. „Unter diesen Umständen wollte ich nicht jeden Tag einkaufen gehen. Andererseits fühlt man sich mit den Kontrollen sicherer.“

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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