Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar 2G schadet dem Einzelhandel

Weihnachtsmarkt-Beschicker, Gastronomen und Einzelhändler brauchen starke Nerven. Gefühlt täglich ändern sich die Corona-Regeln. 3G, 2G, 2Gplus. Wer soll da noch durchblicken? Zuerst dürfen die Weihnachtsmärkte ein paar Tage öffnen, dann müssen sie wieder schließen. Gastronomen klagen über abgesagte Reservierungen, weil Gästen die Vorgaben zu kompliziert sind. Auch für den Einzelhandel ist es wegen der Pandemie das zweite Weihnachtsgeschäft im Ausnahmezustand. Zwar können geimpfte und genesene Menschen weiter einkaufen – aber Handelsverbände monieren Umsatzeinbußen und höhere Kosten. Tatsächlich schadet 2G mehr, als es nützt.

Zu befürchten sind Wettbewerbsverzerrungen ähnlich wie bei den Lockdowns. Während etwa Modegeschäfte 2G anwenden müssen, können sich alle (auch Ungeimpfte) ohne aufwendige Kontrollen beim Discounter über Aktionskörbe mit Pullovern und Jogginghosen hermachen.

Indes dürfte 2G im Handel das breite Infektionsgeschehen kaum beeinflussen. Denn ein Großteil der Kundenkontakte findet in Geschäften statt, die von der Politik für den täglichen Bedarf eingestuft werden – und somit für alle zugänglich sind. Hinzu kommt: Hygieneregeln sind in großen Mode- oder Möbelhäusern einfacher einzuhalten als im Discounter. Warum ausgerechnet hier strengere Zugangsbeschränkungen? Leider sieht die 2G-Regelung im Einzelhandel nach Symbolpolitik aus. Seht her, wir tun was! Mit harten Folgen für viele Geschäfte. Kundinnen und Kunden wird durch die komplizierten Regeln endgültig der Spaß am Einkaufen verdorben.

Die Aussicht auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hat den Einzelhändlern in der Region Hoffnung gemacht. Stattdessen fürchten sie nun drastische Umsatzeinbußen. Wenn die 2G-Regel schon durchgedrückt wird, dann muss die Politik wenigstens für ausreichend finanzielle Hilfen sorgen. Und das deutlich unbürokratischer und schneller, als es in den vergangenen Monaten der Fall gewesen ist.