DFB-Pokal

Blaupause für den SV Waldhof? Der Weg von Holstein Kiel in die 2. Liga

Der SV Waldhof Mannheim möchte da hin, wo Pokal-Gegner Holstein Kiel schon ist. Doch der ehemalige Löwen-Trainer und heutige Kieler Geschäftsführer Wolfgang Schwenke weiß, wie steinig dieser Weg sein kann

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Thorsten Hof
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© Michael Ruffler

Kiel/Mannheim. Viel Berührungspunkte zwischen dem SV Waldhof und dem SV Holstein Kiel gab es bislang nicht, doch wenn der Mannheimer Drittligist am Sonntag (18 Uhr, Carl-Benz-Stadion) in der 1. Runde des DFB-Pokals erstmals in einem Pflichtspiel auf den Zweitliga-Vertreter von der Ostsee trifft, werden wohl immerhin bei Wolfgang Schwenke besondere Erinnerungen wach. Schließlich kennt der kaufmännische Geschäftsführer der „Störche“ die Region aus seiner Zeit als Interims-Trainer der Rhein-Neckar Löwen, die er in der Saison 2008/2009 auf Platz drei der Bundesliga und damals auch ins Halbfinale der Champions League geführt hatte.

Geschäftsführer Wolfgang Schwenke baute in Kiel mit Ruhe und Akribie etwas auf. © dpa

„Das war eine relativ kurze, aber sehr intensive Zeit, an die ich mich tatsächlich gerne erinnere“, blickt der ehemalige Handball-Profi des THW Kiel auf die rund neun Monate bei den Löwen zurück, die damals nach einem schwachen Saisonstart Iouri Chevtsov entließen und auf den als Trainer noch relativ unerfahrenen Schwenke setzten. Doch der heute 54-Jährige erwies sich als Glücksgriff und blieb mit seiner nordisch-offenen Art nicht nur wegen der sportlichen Erfolge in guter Erinnerung.

Zahlreiche Freundschaften blieben deshalb bis heute bestehen. „Ich habe hier einige tolle Menschen kennengelernt, zu denen ich immer noch Kontakt habe“, sagt Schwenke. Doch die Station bei den Löwen war dann auch seine letzte im Handball-Geschäft. Unmittelbar nach der Saison wechselte der studierte Betriebswirt als Geschäftsführer und Marketing-Chef zum damaligen Drittliga-Aufsteiger Holstein Kiel.

Dass die Norddeutschen sich nach einigen Auf und Abs inzwischen als Zweitligist etabliert haben und vor drei Wochen nun schon in ihr sechstes Jahr im Fußball-Unterhaus gingen, ist dabei auch ein Verdienst des ehemaligen Handball-Nationalspielers. Aber die vier Top-Ten-Platzierungen seit dem Aufstieg 2017 und die zwei Relegationsteilnahmen Richtung Bundesliga (2018 und 2021) lassen am Ostsee-Strand noch lange keine extravaganten Sandschlösser entstehen. Man bleibt nordisch bodenständig.

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„Der Verein kann das ganz realistisch einschätzen. In Kiel ist es nicht selbstverständlich, 2. Liga zu spielen. Das was wir bisher erreicht haben, ist schon außergewöhnlich“, sagt Schwenke und legt trotz der zwei „Matchbälle“ Richtung Bundesliga den Fokus auf die Gegenwart. „Bei uns gilt es nach wie vor, sich als Zweitligist zu etablieren. Und dieses Jahr finde ich die Spielklasse noch gefährlicher, weil die Leistungsdichte noch enger geworden ist“, verweist der SV-Manager auf die vielen Konkurrenten mit großen Namen und ebenso großen Zielen. „Da sind wir so ein bisschen das kleine Gallierdorf an der Küste“, sagt Schwenke.

„Es geht nicht nur über Beine, sondern auch über die Infrastruktur"

Für den SV Waldhof könnte Holstein Kiel zumindest vom Werdegang etwas die Blaupause für die eigenen Ziele sein. Schließlich war auch Kiel lange in den Niederungen verschwunden, schaffte dann aber dauerhaft den Sprung aus der 3. Liga. Wolfgang Schwenke hat diesen Prozess hautnah miterlebt und weiß, wovon er spricht. „Man tut gut daran, sich die Zeit dafür zu nehmen, so etwas muss wachsen“, sagt der ehemalige Leistungssportler, der daran erinnert, dass es nicht nur immer die großen Namen auf dem Platz sind, die den nachhaltigen Erfolg garantieren.

„Es geht nicht nur über Beine, sondern auch über die Infrastruktur, die du schaffen musst. Das ganze Drumherum muss man so aufstellen, dass man sagen kann: Ich könnte jetzt auch 2. Liga spielen. Aber einen Drittligisten infrastrukturell auf dieses Niveau zu bringen, ist unheimlich schwierig“, musste laut Schwenke in Kiel dafür erst einmal der Sponsoren-Pool auf eine breitere Basis gestellt werden. „Ich bin jetzt 13 Jahre hier, und als wir angefangen haben, hatten wir 65 Partner, heute sind wir 360“, blickt Schwenke zurück und ist stolz darauf, so eine „echte kleine Holstein-Familie aufgebaut“ zu haben. „Da sind wir doch ein ganzes Stück weit gewachsen und weiter sehr eng mit unseren Partnern.“

Kiel möchte Pokal-Momentum mitnehmen

Nach zwei Unentschieden zum Zweitliga-Start möchte sich Kiel nun nicht vom Waldhof aus der Bahn werfen lassen, sondern selbst das Pokal-Momentum mitnehmen. „Im Pokal haben wir selbst positive Erfahrungen gesammelt“, verweist Schwenke etwa auf den Halbfinal-Einzug 2021 gegen Dortmund, dem in der 2. Runde das sensationelle 6:5 gegen Bayern München im Elfmeterschießen vorausgegangen war. „Das war ein Highlight und unbeschreiblich. Das ist auch unheimlich wichtig für die Stimmung und kann einer Saison eine Entwicklung geben“, weiß der Manager und hofft deshalb, dass in Mannheim nichts verrutscht. Dennoch kommen die „Störche“ keinesfalls mit Hochmut in die Kurpfalz. „Da haben alle sehr viel Respekt. Das ist kein leichtes Los oder gar ein Selbstgänger. Da tut man gut daran, sich voll reinzuwerfen.“

Selbst kann Schwenke die Reise in den Südwesten übrigens nicht antreten, was der 54-Jährige bedauert. „Ich wollte eigentlich einen Tag früher kommen und ein paar Bekannte treffen, dann ist etwas Privates dazwischengekommen“, sagt der ehemalige Löwen-Coach. Aber wenn es nach den Zielvorgaben des SV Waldhof geht, könnte es nächste Saison ja die nächste Gelegenheit geben. „Ja, wir schauen uns das mal an“, sagt Schwenke mit einem Augenzwinkern.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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