Fußball

Waldhofs Traum vom nächsten Coup

Kapitän Marcel Seegert freut sich auf den „Nervenkitzel“ im Pokal-Spiel gegen den Zweitligisten Holstein Kiel und Trainer Neidhart wünscht den Waldhof-Fans einen echten "Krimi"

Von 
Thorsten Hof
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Marcel Seegert erzielte im vergangenen Jahr das 1:0 gegen Eintracht Frankfurt, am Ende setzte sich der SVW mit 2:0 gegen den Bundesligisten durch. © Michael Ruffler/Pix

Mannheim. Sein Kopfball-Tor zur 1:0-Führung gegen Eintracht Frankfurt war in der vergangenen Pokal-Runde der Anfang vom umjubelten Ende für den Bundesligisten im Carl-Benz-Stadion. Und wenn es am Sonntag (18 Uhr, Carl-Benz-Stadion) nun gegen Holstein Kiel geht, hätte Marcel Seegert gegen eine Wiederholung natürlich nichts einzuwenden. „Ich werde versuchen, meine Stärken bei den Standards einzubringen und wenn der Ball dann gut kommen sollte und eins zum anderen führt, wäre es schön, wenn ich am richtigen Ort stehen kann“, hat der Kapitän des SV Waldhof die Bilder vor den 12 000 Fans damals Anfang August sicher noch im Hinterkopf. Doch Seegert wäre nicht Seegert, wenn er nicht im gleichen Atemzug den Teamgedanken in den Vordergrund rücken würde. „Es geht in erster Linie darum, als Team ein gutes Spiel zu zeigen. Wer die Bude macht, ist dann egal“, sagt „Cello“.

Die Vorfreude auf den K.o.-Vergleich ist jedenfalls greifbar, auch Seegert blickte am Freitag in Sachen Pokal auf ein „paar coole Spiele“ und „tolle Ergebnisse“ zurück. Und in der Tat wurden in Mannheim nach langer Abstinenz vom Pokal-Wettbewerb zuletzt echte Fußball-Feste gefeiert: 2019 das erste Spektakel gegen die Eintracht (3:5), 2020 das enge Duell gegen Freiburg (1:2) und 2021 dann die Sensation gegen Eintracht Frankfurt und das Verlängerungs-Drama gegen Union Berlin unter Flutlicht (1:3).

„Dieser besonderen Brisanz, diesem Nervenkitzel“ (Seegert) fiebern die Mannheimer auch jetzt wieder entgegen und haben dabei die gute Stimmung nach dem 3:1-Auftakterfolg gegen Viktoria Köln mit in die Trainingswoche genommen. Die ging laut Trainer Christian Neidhart ganz routinemäßig über die Bühne, wobei sich die personelle Situation etwas entspannte. Zwar kommt das Pokalspiel gegen die Nordlichter für Marc Schnatterer und Adrien Lebeau noch zu früh, dafür haben die Rechtsverteidiger Niklas „Willy“ Sommer und Johannes Dörfler das gesamte Pensum absolviert und stünden bereit.

Coach Neidhart ließ allerdings durchblicken, dass er eventuell mit einer Dreierkette agieren könnte. Sollte er an der Viererkette festhalten, dürfte es hier aber keine Veränderung geben. Vor allem der Auftritt von Gerrit Gohlke, der zum Auftakt wegen dem auf der rechten Seite aushelfenden Julian Riedel ins Zentrum rücken durfte, gefiel auch dem Trainer. „Er hat seinen Part überragend erfüllt, deshalb gibt es gar keinen Grund ihn nicht spielen zu lassen“, hörte sich das ganz klar nach einer Einsatz-Garantie an.

Auch im Tor wird es laut Neidhart keine Experimente geben, mit Morten Behrens als Rückhalt soll das Pokalspiel schließlich auch dazu genutzt werden, mit Blick auf die Liga weiter in den Rhythmus zu kommen. Im Vergleich zur Vorsaison, als Frankfurt zur Pflichtspiel-Premiere nach Mannheim kam und sichtlich auf dem falschen Fuß erwischt wurde, ist die Ausgangslage zwölf Monate später generell eine andere. Schließlich hat Kiel bereits zwei Spiele in den Beinen und wird den Waldhof nicht unterschätzen. „Das könnte sehr interessant werden“, hat etwa Kiels neuer Keeper Tim Schreiber entsprechend Respekt und zuletzt im Tor des Halleschen FC seine Erfahrungen gegen den SVW bei einer 1:2-Niederlage gemacht: „Das ist eine individuell starke Mannschaft, die auch bei Standards sehr gefährlich ist.“

Pradt-Tribüne wird eingeweiht

Die Anerkennung der Vorzüge des kommenden Gegners ist allerdings beiderseitig. „Kiel ist sehr erfahren und gut eingespielt“, beschrieb SVW-Trainer Neidhart die „Störche“, die bei ihren Liga-Auftritten zuletzt in der Defensive etwas anfällig waren. Eine tiefere Analyse behielt Neidhart allerdings für sich und hofft auf einen „Pokal-Krimi“. „Mit jeder Minute, die wir auf Augenhöhe bleiben können, merkt man dann auch den Klassen-Unterschied nicht mehr – und das wollen wir hinkriegen“, forderte Neidhart.

Dass dabei auch die Fans zum Faktor werden können, ist dem 53-Jährigen bewusst. „Das ist das höchste Gut, das du in so einem Spiel haben kannst“, setzt der SVW-Coach auch auf die eigenen Anhänger, die bereits vor der Partie etwas zu feiern haben werden: Die Süd-Tribüne wird am Sonntag offiziell in Walter-Pradt-Tribüne umbenannt.

Höhere Prämien

Die Teilnahme am DFB-Pokal ist in dieser Saison so lukrativ wie nie. In der vergangenen Runde schüttete der DFB auch wegen den Auswirkungen der Corona-Pandemie 180 000 Euro an die Erstrunden-Teilnehmer aus, nun sind es fast 30 Prozent mehr.

So darf jeder Club in der 1. Hauptrunde mit 209 247 Euro rechnen, in der 2. Runde gibt es sogar weitere 418 494 Euro aus TV-Geldern und Sponsoring-Einnahmen des DFB. Dabei wird kein Unterschied zwischen Amateuren und Profis gemacht.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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