Elversberg. Die Party nach dem Spiel musste Kevin Conrad abrupt unterbrechen. Das ZDF-Sportstudio hatte den Kapitän der SV Elversberg am späteren Abend zum Interview eingeladen. Da galt es, nüchtern zu bleiben. Der 31-Jährige sollte live im Fernsehen davon berichten, wie er und seine Kollegen die große Sensation geschafft hatten – ein spektakuläres 4:3 (3:2) gegen Bayer Leverkusen in der ersten Runde des DFB-Pokals. „Als Drittligist gegen einen Champions-League-Teilnehmer zu gewinnen, das passiert nicht alle Tage. Das werde ich nicht so schnell vergessen. Das ist klar“, sagte Conrad, der mit seinem Kopfballtor zum 4:2 (74.) einen entscheidenden Anteil am Coup hatte.
Seine Kumpels beim saarländischen Drittliga-Aufsteiger gaben dem Innenverteidiger gleich den Spitznamen Alex Popp, in Anlehnung an den Kopfballtreffer der DFB-Torjägerin im EM-Halbfinale gegen Frankreich. „Das ehrt mich natürlich“, sagte Conrad und fügte mit Blick auf das passive Leverkusener Abwehrverhalten bei der Ecke vor seinem Tor hinzu: „Sie hatte aber erheblich mehr Gegenwehr.“
In Mannheim gilt der Schwabe als Held, seit er als Kapitän der 2019er- Mannschaft mit dem SV Waldhof in die 3. Liga aufstieg. Beim Elversberger Triumph über Bayer war auch noch ein anderer früherer SVW-Profi beteiligt – der beim Waldhof in der Saison 2019/20 fast schon tragisch glücklose Stürmer Kevin Koffi traf per Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 2:1 (17.).
Hradeckys Wutrede
„Ich bin überglücklich über den Sieg und die Art und Weise, wie wir gespielt haben“, sagte SVE-Trainer Horst Steffen. „Die Jungs haben mächtig geliefert. Sie haben ein Riesenspiel gemacht. Von mir aus kann es so weitergehen.“ Elversberg hatte in der 3. Liga zum Auftakt bereits furios mit 5:1 bei Rot-Weiss Essen gewonnen und ist aktuell Tabellenführer. Jannik Rochelt in der 2. Minute, Koffi (17.), Luca Schnellbacher (37.) und Conrad (74.) trafen für den couragierten Außenseiter, der dem Champions-League-Starter immer einen Schritt voraus war. Die Tore von Adam Hlozek (5.), Charles Aránguiz (30.) und Patrik Schick (89.) reichten der Werkself nicht zum Weiterkommen. „Wir haben durch die erste Halbzeit gemerkt, dass hier etwas drin ist. Es war ein super Spiel. Diese Mentalität, sich reinzuhauen und selbstbewusst aufzutreten, gefällt mir“, sagte Steffen.
In Leverkusen hinterließ die Blamage hingegen Wirkung. „Wir müssen nun alle in den Spiegel schauen. Ich habe es schon tausendmal gesagt, aber das reicht scheinbar nicht: Wir leben nicht dafür und denken, wir sind die Tollsten. Und dann verlierst du solche Spiele wie in Elversberg. Eigentlich müssen wir hier zupacken, die schlauere Mannschaft sein. Aber stattdessen wollen wir spielen wie Barcelona und lassen aber Räume offen. Das sah schrecklich aus teilweise. Ich kann das nicht erklären und habe meine Mannschaft gar nicht erkannt“, setzte Torhüter Lukas Hradecky zu einer Wutrede an. Bayer-Trainer Gerardo Seoane kündigte eine intensive Aufarbeitung der 3:4-Niederlage an. „Wir müssen Ursachenforschung betreiben, warum wir physisch und mental nicht auf der Höhe waren“, sagte der 43-Jährige.
In der zweiten DFB-Pokalrunde sind die Leverkusener im Gegensatz zu Elversberg nicht mehr vertreten. Kapitän Conrad hat schon einen Gegner im Blick, wie er im ZDF-Sportstudio erzählte. „Es darf gerne wieder ein großer Brocken sein. Aufgrund meiner Sympathie für den BVB würde ich mir Dortmund wünschen“, sagte Conrad. (mit dpa)
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