Kommentar Warum Wein in der Pfalz (noch) systemrelevant ist

MM-Redakteur Stephan Alfter findet, dass die schwächelnde Weinbranche die ganze Region beschäftigen wird.

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Stephan Alfter
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Rhein-Neckar. Für gesundheitsbewusste Menschen sind die ernüchternden Bilanzen der Weinbranche zuletzt vermutlich ein steter Quell der Freude gewesen. Die Nachricht, dass immer weniger Menschen zum abendlichen Glas vom Rebensaft greifen, mag – langfristig gesehen – womöglich sogar von volkswirtschaftlichem Nutzen sein. Herz- und Kreislauferkrankungen, aber auch Krebs haben ihren Ursprung unter anderem im übermäßigen Alkoholkonsum und kosten in der Behandlung nicht selten viel Geld.

Bei Menschen, die zwischen Pfälzerwald und Odenwald zu Hause sind, könnten die jährlichen Pressekonferenzen der Weinbauverbände und der mit ihnen verbundenen Marketingorganisationen hingegen auch zwiespältige Gefühle auslösen. Nur wenige Regionen in Deutschland haben in ihrem Einzugsgebiet so viele mittelständische Betriebe, die auf irgendeine Weise mit dem Anbau von Wein zu tun haben.

Was wären wir ohne Wein, muss sich derjenige fragen, der einmal quer durch die Metropolregion spaziert und ein Auge für die Landschaft hat.“

Um es kurz zu machen: Ganze Wirtschaftszweige hängen, vor allem in der Pfalz, am Wein. Und diese Zweige werden in den kommenden Jahren leiden. Das beginnt beim Weingut selbst, reicht über Hersteller von Vollerntern bis zum Traubenveredler und zum Tourismusmanagement. Was wären wir ohne Wein, muss sich derjenige fragen, der einmal quer durch die Metropolregion spaziert und ein Auge für die Landschaft hat. Um es kurz zu machen: Wein ist in der Metropolregion heute (noch) systemrelevant und ein Teil ihrer kulturellen Identität.

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Wie lange das noch so ist, muss man sich inzwischen aber ernsthaft fragen. Es ist ja nicht so, dass die vorherrschenden Trends wieder verschwinden. Das Gesundheitsbewusstsein, die religiösen Ansichten einer migrantischen Gesellschaft und der damit einhergehende Verzicht auf Alkohol wirken sich ebenso negativ auf die gesamte Branche aus wie die zu erwartenden klimatischen Veränderungen. Gefordert ist insofern auch die Politik vor Ort, diese Prozesse klug und mit Augenmaß zu begleiten. Rebenfelder werden verschwinden, innerörtliche Höfe werden verlassen. Sollten weniger Touristen kommen, weil sich die Kulturlandschaft stark verändert, dann würden das Hotel- und Gastrogewerbe leiden. Das alles ist kein Muss-Szenario, aber eine nicht unwahrscheinliche Folge aus gegenwärtigen Entwicklungen.

Wem das nun alles zu negativ klingt und wer nun denkt, irgendetwas unternehmen zu müssen, der könnte am Freitagabend mal wieder mit einem Gläschen Wein anstoßen – den gibt‘s auch entalkoholisiert. Vielleicht ist das ja die Lösung.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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