Zwei Anläufe gab es schon, 2016 und 2018, die jeweils interessant und originell waren, aber arg provisorisch wirkten und dann sang- wie klanglos verschwanden. Nun ist endlich die schon lange angekündigte Dauerausstellung zur Geschichte der Amerikaner in Mannheim und ihrem Einfluss auf die gesellschaftliche, politische, kulturelle und bauliche Entwicklung der Stadt fertig.
Sie stellt eine wichtige und notwendige Ergänzung dessen dar, was zur Historie Mannheims im Schloss, im Zeughaus und im Ochsenpferchbunker zu sehen ist. Aber das reicht nicht.
Mannheim war über Jahrzehnte eine der größten amerikanischen Garnisonen auf deutschem Boden. Die GIs kamen als Besatzer, wurden Bündnispartner und Freunde. Ihre Gebäude, Autos, Uniformen prägten das Stadtbild, ihre Musik die Kultur. Es gab viele enge Kontakte zu Vereinen, zahlreiche Zivilbeschäftigte, auch manchen Ärger über lange Kolonnen und Manöver.
Als die Amerikaner abgezogen sind, haben sie fast alles mitgenommen. Was übrig blieb, an originellen Schildern etwa, sicherten sich ein paar Privatleute, ein Verein, ein Künstler. Viel ist verloren, was original und authentisch wäre. Zu lange fehlte nämlich ein Konzept, diese Ära der Stadtgeschichte langfristig professionell zu bewahren. Manchem Kommunalpolitiker konnte es gar nicht schnell genug gehen, dass das Militär verschwindet und möglichst nichts mehr daran erinnert – obwohl es doch die Amerikaner waren, die unsere Freiheit gesichert, unsere Einheit in Freiheit ermöglicht haben.
Mit dem „Haus of Maemories“, das dauerhaft bestehen bleiben soll, wurde nun wenigstens ein Anfang gemacht. Aber die Erinnerungskultur, der sonst mit Recht eine große Bedeutung beigemessen wird, muss auch bei diesem Thema dauerhaft gepflegt werden. Ein Anfang könnte schon mal sein, überall dort, wo einst Kasernen waren, auch daran zu erinnern. Während der Bundesgartenschau gab es eine eindrucksvolle Ausstellung zur Bedeutung der Spinelli-Kaserne und der U-Halle, doch die hat man danach leider teils weggeworfen, teils eingemottet. Derzeit gibt es nur viele Schilder auf Spinelli zum Artenschutz, aber keines erklärt, was dort früher war. Das kann nicht so bleiben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar US-Geschichte in Mannheim: Warum eine Ausstellung nicht reicht
Peter W. Ragge freut sich, dass das "House of Maemories" jetzt öffnet - hält aber viel mehr Erinnerungen an die große Bedeutung der US-Kasernen und der Soldaten für Mannheim nötig