Die Rhein-Neckar Löwen waren vor wenigen Jahren noch ein ganz besonderer Verein. Wegen der großen Erfolge. Natürlich. Das steht ja außer Frage. Doch außergewöhnlich war eben nicht nur das, was sich auf dem Feld abspielte, sondern auch das, was daneben passierte. Nämlich nichts. Nikolaj Jacobsen gab die Richtung des Clubs vor, hatte alles unter Kontrolle, war mehr als nur ein Trainer. Es gab keine Misstöne und keine Unruhe.
Beides tauchte aber recht schnell nach dem Abschied des dänischen Erfolgscoaches auf. Etwa bei der Vertragsverlängerung von Patrick Groetzki, der Ausbootung von Gedeón Guardiola, dem Trainerollentausch zwischen Klaus Gärtner und Martin Schwalb mitten in der Endphase der vergangenen Saison oder der Degradierung von Oliver Roggisch vom Sportlichen Leiter zum Sportkoordinator. Eine Eskalation wie jetzt im Fall Andreas Palicka war zu Jacobsens Zeiten schlichtweg unvorstellbar.
Gewiss: Der schwedische Torwart ist ein kritischer und vielleicht auch streitbarer Geist. Er sagt, was er denkt. Mit seinen schon vor langer Zeit ausgesprochenen Mahnungen und Warnungen lag er aber auch nicht gänzlich falsch. Vor knapp zwei Jahren meinte Palicka: „Alle auf allen Posten müssen richtig, richtig viel arbeiten. Sonst wird das hier nicht besser.“ Das konnte sowohl als Feststellung als auch als Aufforderung verstanden werden. Besser wurde es seitdem aber eher nicht.
Wenn man also nur seine Sicht und die reinen Fakten sieht, haben sich seine Befürchtungen mit dem rasanten Absturz von einer Meister- zu einer Mittelfeldmannschaft zu 100 Prozent bestätigt. Aber: Auch er war ein Teil dieser Entwicklung, wenngleich der Schwede eben diese nicht zu verantworten hat.
Den Schaden haben beide
Dass die Löwen viel falsch gemacht haben und unter großem Druck stehen, es sehr schnell sehr viel besser zu machen, wissen sie mittlerweile aber selbst. Doch um die Sünden der Vergangenheit geht es im Fall Palicka nicht mehr in erster Linie, sondern vielmehr um das große Ganze dieser Geschichte. Deswegen ist es auch unerheblich, warum es vorzeitig zum Bruch gekommen ist, wer richtig liegt, etwas falsch gemacht oder überreagiert hat. Mal abgesehen davon, dass die wahren Gründe für die Trennung ohnehin öffentlich nicht bekannt sind. Sehr wohl von Relevanz ist aber die Außenwirkung.
Nachdem Verein und Spieler fünfeinhalb Jahre lang voneinander profitiert und gemeinsam große Erfolge möglich gemacht haben, endet das Kapitel Palicka bei den Löwen unwürdig. Vielleicht liegt die Verantwortung dafür beim Club, vielleicht beim Spieler, vielleicht bei den Löwen und bei Palicka. Jede Seite wird ihre Interpretation haben. Nur den Schaden, den haben auf jeden Fall beide.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Unwürdiges Ende für Palicka bei den Löwen
Marc Stevermüer zur Trennung von Löwen und Palicka