Die Einbürgerungsfeier der Stadt Schriesheim war eine gute Sache. Dass die örtliche AfD dagegen ätzt, mindert sie nicht. Im Gegenteil: Dadurch wird die Feier nur noch notwendiger.
Natürlich kann man über die Form der Veranstaltung nachdenken. Sicherlich wäre ein noch feierlicherer Rahmen möglich. Doch schon alleine, dass es sie gibt, ist echt ein Gewinn. Sie zeigt den Eingebürgerten: Es ist schön, dass Ihr zu uns gehört. Und wir freuen uns, dass Ihr hier seid.
Die „Woche der Vielfalt“ mit der Einbürgerungsfeier als Höhepunkt beweist, dass Schriesheims Stadtverwaltung in Sachen Integration und Antirassismus ganz vorne ist in der Region. Zu verdanken ist dies vor allem den jungen und zumeist weiblichen Neuzugängen im Rathaus.
Politisch geht hier eine gute Saat auf, die Hansjörg Höfer in seiner Amtszeit als Bürgermeister gelegt hat. Neben der Erinnerungskultur war ihm das Thema Integration spürbar stets ein Herzensanliegen. Ob es auch für seinen Nachfolger Christoph Oeldorf ein echtes Herzensanliegen ist, das wird sich zeigen. Zumindest lässt er seine Leute in diesem Sinne wohlwollend gewähren. Schon dies ist eine Botschaft. Manche auf dem konservativen Flügel seiner Unterstützerfraktionen CDU und Freie Wähler werden sich wohl die Augen reiben.
Dass die örtliche AfD dagegen poltert, wundert nicht. Die Stadt ist ein Hotspot des Rechtspopulismus. Die einzige Kommune dieser Größe in der Umgebung, in der ein AfD-Mann im Gemeinderat sitzt. Gerade rückte ein zweiter AfD-ler aus Schriesheim in den Kreistag nach. Insofern ist es lobenswert, dass andere politische Kräfte im Gemeinderat durch Entsendung einer Vertretung zur Einbürgerungsfeier gezeigt haben, dass sie hinter dieser Veranstaltung stehen.
Doch die Räte wären in Sachen Vielfalt glaubwürdiger, würden sie endlich dafür sorgen, dass das völkische Geschreibsel der AfD und ihrer Tarnorganisationen im Amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt endet. Von „schmuddeligen Ecken mit fremdländischen Namen an den Türschildern“ und Ähnliches dort lesen zu müssen, das ist und bleibt eine Zumutung.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Migration Unappetitliche Kritik an einer guten Sache
Redakteur Konstantin Groß lobt die Einbürgerungsfeier der Stadt Schriesheim als vorbildlich und findet die Wortwahl der AfD-Kritik an dieser Veranstaltung nur schwer erträglich