Heddesheim. Das markante Gebäude im Ortskern von Heddesheim, direkt gegenüber vom Rathaus, steht seit Jahren leer. Erste Pläne für eine Wiederbelebung der Gaststätte scheiterten an den Vorgaben des Denkmalschutzes. Nun zeichnet sich aber doch eine Lösung für den Badischen Hof ab. Wie sie aussieht, soll die Öffentlichkeit erstmals am kommenden Donnerstag erfahren. Dann ist das Projekt Thema im Gemeinderat.
Es könnte durchaus besser bestellt sein um die Gastronomie im Herzen des Dorfes. Traditionelle Lokale mit Mittagstisch findet man hier unter der Woche kaum noch. Das Bistro am Dorfplatz öffnet mittwochs bis freitags von 10 bis 14 Uhr, das Ristorante Trattoria Modena im Ratskeller mittwochs und donnerstags ab 11.30 Uhr. Ansonsten macht nur der Weg ins Café Brotzeit oder zu einem Schnellimbiss satt.
„Die Gastwirtschaften in Heddesheim haben schon einmal bessere Zeiten gesehen“, hielt bereits Konrad Dussel in seiner Ortschronik von 2017 fest – zumindest dann, wenn man die Zahl der Einwohner und jener der Gaststätten miteinander vergleicht. Das älteste Verzeichnis stammt nach Dussels Erkenntnissen von 1822. Damals gab es bei rund 900 Heddesheimern fünf Wirtschaften. Bis 1913 hatte sich die Zahl der Bewohner vervierfacht, während die Zahl der Wirtshäuser auf immerhin 14 angestiegen war. Auf Platz 11 einer Liste aus diesem Jahr stand der Badische Hof in der Schaafeckstraße 3. Tatsächlich reicht die Tradition des Hauses weiter zurück, wie Dussel ermittelt hat, denn ursprünglich hieß es „Der Goldene Stern“ und erhielt erst im späten 19. Jahrhundert seinen heutigen Namen. Eine im Jahr 1899 verschickte Ansichtskarte aus Heddesheim zeigt das Gebäude mit einer vorbeifahrenden Pferdekutsche und einem Fachwerkhaus links der Wirtschaft, dort, wo heute das Denkmal der Germania steht. Dass der „Badische Hof“ neben dem „Hirsch“ und dem „Bahnhof-Restaurant“ darauf abgebildet ist, führt der Autor auf eine finanzielle Beteiligung der Wirte zurück. Ansonsten sind auf der von Jacob Sponagel aus Seckenheim gestalteten Karte noch das Rathaus und die Schule, ein Blick in die Hauptstraße und die beiden Kirchen zu sehen.
„Die Goldgräberzeit für die Heddesheimer Wirte brach nach der Wende zum 20. Jahrhundert aus“, schreibt Dussel weiter. Die Wirtshäuser seien zu regelrechten Bürgerzentren geworden, denn die Säle boten auch Platz für größere Veranstaltungen, so etwa jener im Badischen Hof, in dem bis zu 280 Menschen sitzen und bewirtet werden konnten. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Goldenen Zeiten für die Gastronomie vorüber. Auch im Badischen Hof gab es mehrfach Pächterwechsel, bis er irgendwann ganz die Pforten schloss.
Seit dem Erwerb dieses Anwesens im Jahr 2010 durch die Gemeinde steht das Gebäude nun leer. Eine Ausschreibung an mögliche Investoren blieb ohne Ergebnis. Dass hier eine Gaststätte mit Biergarten entstehen sollte, unterstützten im Vorfeld der Bürgermeisterwahl von 2022 auch die Kandidaten grundsätzlich. „Jedoch sollte man sich anderen Konzepten hierdurch nicht verschließen“, mahnte Daniel Gerstner (SPD) damals. Ähnlich äußerte sich der heutige Amtsinhaber Achim Weitz (parteilos): „Aus traditioneller Sicht wäre eine Gastronomie im Badischen Hof sicherlich reizvoll, ein Muss ist dies jedoch nicht.“
Rat will Gastronomie
Der Gemeinderat hatte im Jahr 2020 entschieden, dass der denkmalgeschützte Badische Hof vordringlich gastronomisch genutzt werden und weiterhin im Eigentum der Gemeinde bleiben soll, nicht zuletzt wegen der zentralen Lage und der attraktiven Förderung im Zuge des Sanierungsprogramms. Grundlage bildete damals eine Machbarkeitsstudie, erstellt vom Architekturbüro Weindel. Auf der Suche nach einem neuen Projektpartner ging die Verwaltung im Frühjahr 2022 erneut auf das Architekturbüro Weindel zu, das sich bereit erklärte, die weitere Umbauplanung zu übernehmen. Sein Vorentwurf wurde im September 2022 mit der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt. Das Ergebnis war, dass die zum Abriss vorgesehene südliche Scheune zwingend erhalten werden muss. Die Pläne wurden abermals überarbeitet und im November 2023 erneut mit den Denkmalschutzämtern abgestimmt. Kosten sollen erstmals im Rat öffentlich genannt werden.
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