Kommentar Sollten Städte private Unternehmen wie Uber reglementieren?

Michaela Roßner findet, Heidelberg solte den Taxipreis für private Unternehmen wie Uber nicht reglementieren. Es droht sonst eine langwierige und kostspielige Auseinandersetzung

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Michaela Roßner
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Heidelberg. Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung“: Dieses bekannte Zitat wird Kaiser Wilhelm II. zugeschrieben – und heute genüsslich mit Schmunzeln zitiert. In den vergangenen mehr als hundert Jahren hat sich die Mobilität explosionsartig entwickelt und das Pferd spielt in der öffentlichen Personenbeförderung keine Rolle mehr.

Um 1900 tauchten die ersten motorisierten Taxis in deutschen Städten auf und sicherten denen, die sich eine Fahrt leisten konnten, eine individuelle Transportmöglichkeit. Die Taxler haben nicht nur einen eigenen Standesdünkel, sondern schließen auch eine Lücke im ÖPNV, die Bus und Bahn offen lassen. Und so mancher Student verdingte sich am Steuer der meist stehenden, da wartenden Wagen. Doch nun rollt bedarfsgerecht Konkurrenz vor und die soll in Heidelberg wie in Leipzig durch Allgemeinverfügungen ausgebremst werden.

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Die Grünen der Unistadt Heidelberg, stärkste Fraktion im Gemeinderat, versprechen sich von dem Vorstoß eine ähnliche Außenwirkung wie Freiburg mit der Verpackungssteuer. Ein Mindestentgeld und die Überprüfung, ob Uber und Co. den Mindestlohn bezahlen, sollen her.

Doch es ist absehbar, dass es am Ende vor allem eine langwierige und teure juristische Auseinandersetzung mit international agierenden Unternehmen werden wird. Zumal Heidelberg noch mit einem Gutachten von 2020 bei Verwaltungsgerichten hängt. Die Leipziger Verfügung von 2021 wird laut Medienberichten bereits anwaltlich angegriffen.

Die Interessen privater Unternehmen prallen hier auf Anbieter, die ins System des Öffentlichen Personennahverkehrs gehören und deshalb unter speziellen Konditionen und mit besonderen Verpflichtungen rollen – mit Recht. Denn was passierte, wenn Taxis morgen verschwänden? Private Anbieter ließen sich nicht in die Pflicht nehmen. Sie handeln allein aus Eigeninteresse.

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„Es werden höchstens 5000 Fahrzeuge gebaut werden. Denn es gibt nicht mehr Chauffeure, um sie zu steuern“, soll Gottlieb Wilhelm Daimler gesagt haben. Auch er setzte ganz offensichtlich aufs falsche Pferd.

Schon sehr bald werden fahrerlose Taxis in unseren Städten unterwegs sein. Die traditionsreichen Taxibetriebe müssen schauen, was sie aus der wachsenden Konkurrenz zum Beispiel in puncto leichte Bedienung und Attraktivität für Jüngere lernen können, um sich weiter im Markt zu behaupten. Und Kommunen müssen definieren, was Ihnen Taxis wert sind – anstatt die Konkurrenz zu reglementieren.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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