Mobilität

Wie ein Jahr Uber in Mannheim den Taxi-Markt verändert

Vor einem Jahr ist der Fahrdienstanbieter Uber nach Mannheim gekommen und konkurriert seitdem mit dem bisherigen Angebot der Taxi-Zentrale. Was der neue Anbieter für die eingesessenen Taxis bedeutet

Von 
Christian Schall
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Der Taxistand am Mannheimer Hauptbahnhof. Hier dürfen nur die lizenzierten Wagen der Taxi-Zentrale warten, nicht aber die von Uber beauftragten Autos. © Thomas Tröster

Mannheim. Bis vor einem Jahr standen in Mannheim für Fahrten mit dem Taxi nur die Fahrzeuge der Taxizentrale bereit. Dann kam der Fahrdienstanbieter Uber in die Stadt und konkurriert seitdem mit dem bisherigen Angebot. Je nachdem, wen man dazu fragt, fällt die Bilanz nach zwölf Monaten gemischt aus. „Wir sind mit der Entwicklung unseres Fahrtenvermittlungsgeschäfts in Mannheim sehr zufrieden“, sagt ein Sprecher von Uber.

Die Anzahl der vermittelten Fahrten steige stetig an. Abgesehen vom Hauptbahnhof seien der Maimarkt, der Open-Air-Club Hafen 49 im Jungbusch und der Biedensand-See in Lampertheim die beliebtesten Ziele.

Positiver Effekt durch die Buga in Mannheim?

Bei der Mannheimer Taxi-Zentrale löst der Konkurrent keine Freude aus: „Wir spüren die Auswirkungen von Uber auf jeden Fall beim Auftragsvolumen“, erklärt der geschäftsführende Vorstand Jürgen Schwarz. „Leider lässt sich das nicht quantifizieren. Aber der Einbruch ab Oktober 2022, dem Start von Uber in Mannheim, ist spür- und messbar.“ Nach der Corona-Pandemie habe man 2022 wieder aufgeholt. „Aber im September 2023 lagen wir bei der Anzahl der bestellten Taxifahrten etwa 20 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Das zieht sich im Prinzip über das ganze Jahr.“

Auch die Bundesgartenschau brachte nicht den erhofften positiven Effekt: „Wir hatten während der Buga einen Zuwachs erwartet, doch eher das Gegenteil ist der Fall. Wahrscheinlich ist das ein Anzeichen dafür - und das merkt man seit dem Ende der Buga - dass es noch weiter abwärts geht“, sorgt sich Schwarz.

Festpreis versus Taxameter

Vor einem Jahr war Uber in Mannheim an den Start gegangen, seit Mai können über die App des Unternehmens auch in Heidelberg Fahrten bestellt werden. Nach der Registrierung und der Eingabe der gewünschten Start- und Zielorte sowie der Abholzeit fährt ein Fahrzeug eines professionellen Mietwagenunternehmens, das von Uber beauftragt wurde, beim Kunden vor und führt die Fahrt durch.

Anschließend muss der Wagen, sofern er keinen Folgeauftrag hat, wieder zum Betriebssitz fahren. Denn anders als Taxis dürfen die Autos, die im Auftrag von Uber fahren, nicht am Straßenrand auf Kunden warten.

Uber wertet Fahrten aus

Die durchschnittliche Fahrstrecke bei der Vermittlung über Uber beträgt laut des Sprechers knapp 8,5 Kilometer, die durchschnittliche Wartezeit liege bei etwa zehn Minuten. Der Nutzer mit den meisten Fahrten habe sich seit dem Start fast 180 Fahrten vermitteln lassen, und die längste von Mannheim aus vermittelte Fahrt ging nach Berlin. Sie war 618 Kilometer lang und dauerte 6 Stunden und 29 Minuten.

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Einen Unterschied zwischen beiden Anbietern gibt es auch bei den Tarifen. Diese sind bei Fahrten über die Taxi-Zentrale einheitlich: Die Grundgebühr beträgt pro Fahrt 3,90 Euro, dann wird nach der Distanz abgerechnet. Für die ersten beiden Kilometer fallen jeweils 3,20 Euro an, für jeden weiteren zwei Euro. Den endgültigen Preis ermittelt der Taxameter.

Preise bei Uber schwanken

Uber arbeitet mit Festpreisen, das heißt, die Nutzer kennen die Kosten schon vor der Fahrt. Wegen einer längeren Fahrzeit oder eines Staus wird es nicht teurer. Doch weil die Preise dynamisch gestaltet sind, sie sich also nach Angebot und Nachfrage richten, schwanken die Tarife.

Das bestätigt eine Stichprobe vom Freitag um 16.05 Uhr. Eine nächstmögliche Fahrt von der Redaktion in der Mannheimer Dudenstraße zum Willy-Brandt-Platz (Hauptbahnhof) sollte 11,93 Euro kosten, das Uber-Auto war 13 Minuten entfernt. Bei einer erneuten Anfrage fünf Minuten später (bei elf Minuten Entfernung des Fahrzeugs) wären nur noch 10,90 Euro zu zahlen gewesen, 20 Minuten später sogar nur 9,90 Euro. Als Vergleich (und Bestelloption) gibt Uber immer den Preis für ein klassisches Taxi an. Für die Beispielstrecke wurde eine Spanne von 15 bis 19 Euro genannt.

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Teurer wird es, wenn bei Uber die Fahrt vorbestellt wird. Dann hätte die Strecke 27 Euro gekostet. Laut des Uber-Sprechers verändert sich der bei der Reservierung angezeigte Preis nicht. Er sei höher, weil Mietwagenunternehmen bei vorab reservierten Fahrten Zeit für die Kunden eindisponieren müssten und eine kostenlose Wartezeit des Fahrers von bis zu fünf Minuten berücksichtigt sei. „Unser Generalunternehmer, der die Preise setzt, erhebt bei den vorab reservierten Fahrten eine Reservierungs- und Grundgebühr.“

"Das ist Augenwischerei, fast eine Frechheit"

Dass Uber damit wirbt, Taxis könnten ihre Auslastung erhöhen, weil sie über die Uber-App bestellt werden können, überzeugt Schwarz nicht: „Das ist Augenwischerei. Wer sich die App herunterlädt, macht das ja bewusst, zumal er - indem zum Vergleich der Taxipreis angezeigt wird - noch bestätigt bekommt, dass es mit Uber billiger ist.“ Dass die Taxi-Zentrale Sonderleistungen wie Tiertransporte oder Krankenfahrten anbietet, werde nicht berücksichtigt.

Wählt man bei Uber Ziele außerhalb Mannheims, werden die Preisunterschiede noch größer - zumindest auf dem Papier. „Allein mit dem Preisvergleich zu zeigen: Wir sind so viel billiger, ist fast eine Frechheit. Die angezeigten Taxi-Preise sind oftmals zu hoch ausgewiesen“, ärgert sich Schwarz. „Für Fahrten in einen anderen Ort sind die Preise mit dem Fahrer frei vereinbar. Und bei der Vermittlung fallen Gebühren an die Taxi-Zentrale an.“

Sind Festpreise für Taxis die Lösung?

Festpreise für Taxis, wie sie im September in München eingeführt wurden, findet er „grundsätzlich interessant“. "Wir beobachten das, wir haben in der kurzen Zeit seit der Einführung aber noch keine Rückmeldung. Das ist eine aufwendige Angelegenheit, weil es dazu eine Software braucht, die die Strecken und Preise ausrechnet, sowie zusätzliches Personal, das die Kunden berät. Generell wird der Beratungsaufwand für Kunden immer größer, insbesondere bei Abrechnungsfragen zu Krankenfahrten.“

Für Schwarz steht fest: „Die von Uber subventionierten Fahrpreise sind in Verbindung mit den Dumpinglöhnen für die Fahrer eine klare Wettbewerbsverzerrung. Man kann sich Innovationen nicht verschließen, aber bitte zu fairen Bedingungen.“

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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