Kommentar Seilbahnen im Alltag: Mehr Mut und Offenheit

Peter W. Ragge erinnert sich gerne an die Seilbahn während der Bundesgartenschau Mannheim und begrüßt die neue Studie, die Mut macht zum Einsatz von Seilbahnen im Nahverkehr

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Peter W. Ragge
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Sie ist weg, ganz weg. Die Stationen abgebaut, die Stützen demontiert, die Fundamente ausgegraben und deren Flächen schon weitgehend renaturiert – so gut wie nichts erinnert mehr an die Seilbahn der Bundesgartenschau 2023. So wurde es anfangs versprochen, und so wurde es gehalten.

Nachhaltig war die Bundesgartenschau also auch in diesem Sinne. Das vorübergehend, lediglich für die Spitzenbelastung von Millionen von Besuchern ein halbes Jahr benötigte Verkehrsmittel ist wie angekündigt nach der Großveranstaltung beseitigt, der dafür benötigte Raum der Natur zurückgegeben worden.

Die Seilbahn zu behalten, wäre nachhaltiger gewesen

Noch nachhaltiger wäre natürlich gewesen, die Seilbahn zu behalten und weiter zu betreiben. Auf dieser Trasse hätte das aber überhaupt keinen Sinn gemacht – wer will denn ohne Buga vom Spinelli-Areal in den Luisenpark und zurück? Das wäre für den einzelnen Fahrgast viel zu teuer und insgesamt völlig unwirtschaftlich. Da leistet die Anlage im österreichischen Skigebiet Kappl, wohin sie verkauft wurde, sicherlich die besseren Dienste.

Was den Mannheimern, den Kurpfälzern bleibt, das ist die wunderschöne Erinnerung an die über Au und Neckar schwebenden Gondeln, an die herrliche Aussicht, die prachtvollen Sonnenuntergänge, das fantastische Erlebnis einer schwebenden Fahrt in der „Plus-Eins-Ebene“, wie Nahverkehrsplaner das nüchtern nennen.

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Aber es bleibt noch mehr. Wichtig war die Seilbahn nicht nur als das schnelle, leise, saubere, bequeme, attraktive und umweltfreundliche vorübergehende Verkehrsmittel der Bundesgartenschau. Wichtig war sie als Demonstrationsobjekt für den Einsatz von Seilbahnen nicht nur in den Bergen, sondern auch im Nahverkehr von Städten. In Südamerika gibt es das schon lange. Nun haben hier alle sehen können, wie schnell, leise, sauber, bequem und umweltfreundlich solch eine Seilbahn ist. Und alle haben sehen können, wie schnell sie sich auf- und wieder abbauen lässt. Was die Hochschule Darmstadt in ihrer Nachhaltigkeitsstudie nun belegt hat, das entspricht der täglichen Erfahrung der Mannheimer und der Buga-Besucher – es ist jetzt nur wissenschaftlich untermauert.

Noch nachhaltiger wäre der Seilbahn-Einsatz bei der Buga nämlich, wenn er den Anstoß gegeben hätte, viel mehr und mit nicht so vielen Bedenken über dieses zusätzliche Verkehrsmittel nachzudenken – in unserer Region und darüber hinaus. Der letzte Satz der Studie lautet, dazu brauche man Offenheit und Mut. Davon wünschen wir uns mehr.

Redaktion Chefreporter

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