Nach 25 Jahren im Gemeinderat ist es ein absolut nachvollziehbarer Abschied, noch dazu beiderseits im Guten. Dennoch bedeutet Helen Heberers Verzicht einen Verlust für die Mannheimer SPD. Die vielfach engagierte Bloomaul-Ordensträgerin genießt überall hohes Ansehen. Sie hat ihrer Partei stets auch manche Stimme beschert, die künftig fehlen könnte. Zumal die Sozialdemokraten noch sehr darunter leiden, nun nach mehr als 50 Jahren nicht mehr den Oberbürgermeister zu stellen.
Hinzu kommt ein Aderlass an der Fraktionsspitze. Von den ersten Fünf auf der letzten Kommunalwahlliste haben vier mittlerweile andere, durchweg höhere Aufgaben. Das spricht zwar für die Mannheimer SPD, ist aber nicht leicht zu kompensieren.
Spitzenkandidat soll nun, wenig überraschend, der einzig Verbliebene von jenen Fünfen werden. Eine richtige Entscheidung. Reinhold Götz ist ein bewährter Haudegen, der schon als Metall-Gewerkschafter viele Schlachten geschlagen hat. Auch als Fraktionschef macht der 69-Jährige bisher - er ersetzte im Oktober Thorsten Riehle - einen guten Eindruck.
Nun liegt seine Hauptaufgabe darin, wieder Aufbruchstimmung in seiner Partei zu erzeugen. Zumal die politische Großwetterlage für die Sozialdemokraten aktuell miserabel ist. Auch wenn sie in Mannheim noch deutlich stärker sind als anderswo, wird das Ansehen der Ampel und speziell des Kanzlers auf die Ergebnisse bei der Kommunal- und Europawahl abfärben. Da müssen sie sehr auf Besserung bis Juni 2024 hoffen.
Enorm wichtig ist Geschlossenheit, somit eine Befriedung des Konflikts mit den Jusos. Deren Wunsch nach Verjüngung der Fraktion ist zwar berechtigt, und die Forderung nach guten Listenplätzen für ihre Vertreter verständlich. Doch wenn jemand nächtelang Plakate geklebt hat, mag das parteiintern ein großes Verdienst sein. Bei Kommunalwahlen indes ist vielfältiges gesellschaftliches Engagement erfahrungsgemäß weit hilfreicher. Siehe Helen Heberer.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Schwere Zeiten für die Mannheimer SPD
Steffen Mack meint, auch wenn der angekündigte Rückzug von SPD-Stadträtin Helen Heberer gut nachvollziehbar ist, bedeutet er für ihre Partei doch einen weiteren personellen Verlust