Kommentar Neues Psychosoziales Zentrum für Geflüchtete: Viel zu spät!

Der Ansatz des neuen Psychosozialzentrums in Mannheim ist genial, doch kommt zu spät, findet Lea Seethaler. Warum wir, wenn wir nicht einen Zahn zulegen, massive Probleme bekommen.

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Lea Seethaler
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Die Caritas hat mit dem Psychosozialen Zentrum für Geflüchtete ein überzeugendes und geniales Konzept vorgelegt. Als Auffangcenter für Menschen mit psychischen Problemen nach traumatischen Ereignissen, etwa Erleben von Folter oder anderer Gewalt auf der Flucht, kann es schnell eine Art Erste Hilfe für die Psyche bieten.

Ein multiprofessionelles Zentrum hat in Mannheim gefehlt

So etwas gab es in Mannheim bisher nicht – und es hat massiv gefehlt. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit ging zwar mit der Geflüchtetenambulanz voran, doch die Nachfrage stieg und stieg.

Es soll eine Art Maschinenraum zur Integration nach Mannheim sein – und seine die Zahnräder greifen in Bereiche wie Alltag, Freizeit, Beruf und Familie.

Zudem hat das Zentrum eine andere und weitreichendere Funktion: Es soll eine Art Maschinenraum zur Integration nach Mannheim sein – und seine Zahnräder greifen in Bereiche wie Alltag, Freizeit, Beruf und Familie.

Das unglaublich Bittere: Eigentlich wollten die Verantwortlichen das Zentrum schon vor vier Jahren eröffnen. Doch Bürokratie und auch komplizierte Förderabläufe brachten sie dazu, dass sie fast das Handtuch geworfen hätten.

So etwas können wir uns als Migrationsgesellschaft, die immer weiter durch multiple Weltkrisen unter Druck ist, nicht leisten.

So etwas können wir uns als Migrationsgesellschaft, die immer weiter durch multiple Weltkrisen unter Druck ist, nicht leisten.

Doch Gottseidank fließen jetzt nach Dranbleiben der Caritas 4,5 Millionen Euro EU-Fördergeld nach Mannheim und in die Ortenau, in ein Zentrum, mit dem die Mannheimer kooperieren.

Gut investiertes Geld. Und ich hoffe, dass es nach drei Jahren eine Anschlussfinanzierung gibt.

Die dritte Form der Traumatisierung ist gefährlich

Denn in der Forschung unterscheidet man zwischen drei Formen der Traumatisierung. Die erste, wenn jemand traumatisiert wird und selbst Opfer wird (etwa bei Folter).

Zweitens, jemand beobachtet, wie jemand traumatisiert wird, und auch das hinterlässt gravierende Spuren. Das passiert etwa, wenn man versucht, eine Person zu unterstützen, die ein Trauma erlitten hat, und dann selbst Symptome bekommt. Das könnte der Fall sein, wenn Menschen Kontakt zu ihrer weiter im Kriegsgebiet verbliebenen Familie haben.

Mentale Gesundheit

Psychosoziales Zentrum für Geflüchtete in Mannheim eröffnet

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Und die Dritte, die in diesem Zusammenhang wichtigste Traumaform: Sie entsteht, wenn man einer Person mit der ersten oder zweiten Traumaform ohne Respekt begegnet. Wenn man ihr nicht zuhört, er oder sie nicht die Möglichkeit hat, über das Erlebte zu sprechen und man Betroffenen keine Empathie zeigt (das muss jetzt keine Psychotherapie sein).

Dann wird das Trauma chronisch. Und dann werden Menschen schwerwiegend psychisch krank – können nicht mehr aufstehen, bekommen schwere Depressionen, Alpträume und vieles mehr.

Das Francesca Xaviera Cabrini-Center aber will in Zukunft genau diesen letzten Schritt des Traumas verhindern. So wichtig. Denn haben wir diesen Schritt nicht im Blick, ist friedliches Zusammenleben gefährdet und Integration verhindert.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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