Kommentar Neue Straßennamen für Rheinau-Süd: Vorsicht bei Personen

Konstantin Groß über neue Straßennamen für Rheinau-Süd

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Konstantin Groß
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In der Debatte um die belasteten Straßennamen in Rheinau-Süd ist ein neues Kapitel aufgeschlagen: Die Entscheidung, dass sie verschwinden, ist gefallen. Nun geht es darum, was an ihre Stelle tritt. Doch diese Diskussion ist so schwierig wie die vorherige.

Dabei ist zunächst festzustellen, dass der von der Stadt eingeleitete Beteiligungsprozess außergewöhnlich ist. Bisher und anderswo noch immer entscheiden Verwaltungen und Kommunalpolitiker über Straßennamen, im vorliegenden Fall werden die Bürger mit ins Boot geholt.

Die örtliche Siedlergemeinschaft hat bereits die Chance erkannt und daher den Schmollwinkel verlassen. Ihre Vorschläge haben eine innere Logik – vor allem, was die Seen betrifft. Damit wird jeder leben können.

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Schwieriger sieht es bei den Naturforschern aus. Die Überlegung, Leute aus dem 18. und 19. Jahrhundert und damit weit von der Nazi-Zeit entfernt seien per se unverdächtig, greift zu kurz. Die meisten Naturforscher jener Zeit waren gegenüber den Einheimischen in jenen Gegenden, die sie erforschten, von rassistischem, bestenfalls paternalistischem Menschenbild geprägt. Das ergab sich eben aus der Zeit. Die Frage ist aber, ob dies für eine Ehrung mit einem Straßennamen taugt.

Der Arbeitskreis Kolonialgeschichte stellt eine ganze andere Frage, die ebenfalls diskutiert werden muss: Ob es nämlich nach 90 Jahren, in denen Namen von Kolonialverbrechern Straßenschilder zierten, nicht Zeit ist, auf diesen bewusst ein entgegengesetztes Zeichen zu setzen.

Grundsätzlich gilt: Bei der Ehrung von Personen, gleich aus welchem Kontext, ist allergrößte Umsicht geboten. Jeder Mensch hat Schwächen, keiner ist ohne Makel. Bei Personen, die in der Öffentlichkeit wirken, wird es zuweilen erst spät bekannt, wenn sie etwas Zweifelhaftes getan haben. Entscheidend ist, wie schwer das gegenüber ihren Verdiensten, ihrer Lebensleistung insgesamt wiegt, doch vor allem, dass sie ihren Mitmenschen kein Leid zugefügt haben. Eine zu hohe Messlatte? Nein – eher eine völlig selbstverständliche.

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