375 Euro netto kalt für eine 30 Quadratmeter große Neubau-Mietwohnung, 15 Minuten zu Fuß zum Arbeitsplatz: Das Heidelberger Universitätsklinikum kann fast hundert Mitarbeitern bald ein unschlagbar gutes Angebot machen. Möglich macht das eine Kooperation mit der städtischen Wohnungsgesellschaft. Jetzt ist Baustart in Wieblingen für ein 16,8 Millionen Euro teures, besonderes Projekt.
Auf dem Grundstück der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH (GGH) standen zuletzt kleinere Häuser, deren Bausubstanz marode war. In Modulbauweise entstehen nun in den nächsten Monaten auf dem 4500 Quadratmeter großen Grundstück im Heidelberger Westen aus Holz und Stahlbeton fünf zwei oder dreigeschossige Gebäude mit zusammen 99 Einzimmerwohnungen sowie Gemeinschaftsräumen, erklärt GGH-Geschäftsführer Peter Bresinski. 16,8 Millionen Euro nimmt das Unternehmen in die Hand, um das Gebäude an das Universitätsklinikum weitervermieten zu können.
Die Anbindung an das ÖPNV-Netz sei mit dem nahen S-Bahn-Halt, zweier Bus- und zweier Straßenbahnhaltestellen perfekt, beschreibt Jürgen Odszuck, Erster Bürgermeister der Stadt und Aufsichtsratsvorsitzender der GGH, die Standortvorteile. Über einen kleinen Fußweg und den Wehrsteg erreicht man von hier in 15 Minuten zu Fuß den Arbeitsplatz in den Fachkliniken im Neuenheimer Feld.
Ingo Autenrieth, der Leitende Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Heidelberg, sieht mit der Nähe des Heinsteinwerks einen weiteren Standortvorteil: Hier hat die Gesundheitsakademie des Universitätsklinikums ihre Adresse, in der viele Auszubildende den Berufsschulunterricht besuchen.
Für Klinikbeschäftigte
- Auf dem etwa 4500 Quadratmeter großen Gelände am Wieblinger Weg 18-24 / An der Neckarspitze 14-16 entstehen fünf neue Gebäude mit rund 3170 Quadratmetern Wohnfläche.
- In die insgesamt 99 Kleinwohnungen ganz in der Nähe des Neuenheimer Felds sollen Beschäftigte des Universitätsklinikums einziehen.
- Bauherrin ist die städtische Tochter Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH).
- Das Gebäude entsteht in Hybridbauweise aus Holz und Stahlbeton.
Rund 800 Auszubildende gibt es am Heidelberger Uniklinikum. 14 500 Mitarbeiter aus 125 Nationen arbeiteten außerdem in der Versorgung der jährlich rund 100 000 stationären und mehr als eine Million ambulanten Patienten. „Wir brauchen weitere 700 Zimmer und 100 bezahlbare Wohnungen“, unterstreicht Autenrieth.
„Ein super Projekt“, betont Oberbürgermeister Eckart Würzner beim symbolischen Spatenstich am Freitagnachmittag. Gehörten früher Werkswohnungen bei vielen größeren Arbeitgebern zum Angebot, müsse die Stadt heute „auch für unsere Partner mitdenken“. Neben Zimmern für die rund 45 000 Studierenden brauche es dringend Wohnraum für angehende Fachkräfte.
„Mehr Wohnungsbau ist nötig“, richtet der Stadtchef den Blick auf den CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Föhr. Dass das Baugeld für öffentlichen Wohnungsbau jüngst um zwei Prozent verteuert worden sei, sei „tödlich für jene Projekte, die sonst gerade noch so finanzierbar gewesen wären“.
Sieben Jahre seien zwischen den ersten Gesprächen mit dem Universitätsklinikum und dem Baustart verstrichen, erinnerte Bresinski an die lange Vorgeschichte des Projektes. Ein Knackpunkt: Lange wurde um die Anzahl der nötigen Stellplätze gerungen. Schließlich sei mit dem Stellplatzschlüssel von 0,26 geplant worden – bei einem gewöhnlichen Mehrparteienhaus wären 1,1 Stellplätze pro Wohneinheit nötig gewesen. Es hätte hier also Platz für 100 Pkw geschaffen werden müssen. Eine Tiefgarage wäre unausweichlich gewesen und hätte die Baukosten in die Höhe getrieben. Einsprüche von Anwohnern, die zum Teil Recht bekamen, hatten die Planungsphase in Wieblingen verlängert und neue Gebäudehöhen erfordert. Mit Architekt Andreas Löffler und seinem Team aus dem Karlsruher Büro, der auf den nachhaltigen Baustoff Holz und vorproduzierte Module etwa für die Bäder setzte, werde das Projekt nun gelingen, ist Bresinski zuversichtlich.
Arbeitsplatznähe wichtig
Emily Roske, Nils Krause und Pascal Bolz, die Vertreter der Auszubildenden an der Uniklinik, kennen die Wohnungssorgen der angehenden medizinischen Fachkräfte aus eigener Erfahrung. „Ohne einen Wohnheimplatz hätte ich die Ausbildung hier niemals anfangen können“, erklärt die aus der Nähe von Hamburg stammende Emily. Wochenlang aus dem Koffer heraus auf Zimmersuche zu sein, hätte sie sich nicht leisten können. Und ein Zimmer in der Nähe des Arbeitsplatzes sei bei dem Schichtdienst, der um 6 Uhr beginnt, einfach wichtig.
„Keine Chance auf dem freien Wohnungsmarkt“ habe ein Azubi, erzählt Pascal. „Selbst ein WG-Platz ist kaum zu kriegen.“ Und Nils schaut sich schon jetzt um, wo er in einem Jahr leben könnte: Dann endet seine Ausbildung und er möchte mit einer Weiterbildung beruflich weiter durchstarten.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-am-wieblinger-weg-entstehen-99-wohnungen-fuer-azubis-der-heidelberger-universitaetsklinik-_arid,2184107.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html