Kommentar Mannheimer Waffenverbotszone mit der Brechstange

Mannheim soll eine Waffenverbotszone bekommen. Eine Verwaltung sollte jedes zulässige Mittel nutzen, um die Sicherheit zu erhöhen. Trotzdem kommt die Entscheidung mit der Brechstange, kommentiert Sebastian Koch

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Sebastian Koch
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Nun also doch: Mannheim soll, wenn es nach Sicherheitsdezernent Volker Proffen und Polizeipräsident Siegfried Kollmar geht, eine Waffenverbotszone bekommen.

Die Kehrtwende hat viele überrascht, hatte die Verwaltung doch im Mai noch einen dahingehenden Antrag der Grünen als nicht notwendig erachtet.

Kollmar und Proffen verweisen wegen den seitdem gestiegenen Fallzahlen allerdings richtigerweise darauf, dass man Situation und Aussagen von damals nicht mit der aktuellen Lage vergleichen sollte.

Waffenverbotszone kann nicht alle Straftaten verhindern

Natürlich sollte eine Verwaltung alle zulässigen Mittel nutzen, um die Sicherheit im öffentlichen Raum zu erhöhen. Und natürlich ist - wie es Proffen und Kollmar am Freitag betont haben - jede Waffe, jede damit begangene Straftat und jedes Opfer eines zu viel. Das aber ist auch eine Binse. Ebenfalls klar sein dürfte, dass eine Waffenverbotszone nicht alle Straftaten verhindern kann.

Vielmehr legt das zügige Vorgehen, mit dem die Verwaltung die Waffenverbotszonen nun einführen will, den Vergleich mit der viel zitierten Brechstange nahe. Da bleiben folglich Fragen offen.

Folgen für das Sicherheitsgefühl

Die Verantwortlichen hoffen neben dem Rückgang an Straftaten darauf, mit der Waffenverbotszone das - laut Sicherheitsbefragung allerdings sowieso schon gut empfundene - subjektive Sicherheitsgefühl stabil zu haben. Dabei werden viele aber erst wegen des schnellen und von der Verwaltung auch öffentlichkeitswirksam kommunizierten Errichten der Waffenverbotszone nun ein verstärktes Augenmerk auf Straftaten mit Waffen und Messern legen.

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Das mag einerseits auch hilfreich für die Prävention sein - andererseits dürfte sich das allein schon negativ auf das Sicherheitsgefühl auswirken. Auch weil sich Polizeipräsident Kollmar am Freitag auf Nachfrage den auffälligen Anstieg der Straftaten in nur fünf Monaten nicht erklären kann.

Nach einem Jahr soll die Waffenverbotszone evaluiert werden. Das ist generell wichtig. Allerdings bleiben die

Kriterien dafür am Freitag doch noch recht vage. Man wolle auf Zahlen, aber auch auf Gespräche und Eindrücke vor Ort setzen, erklärten Proffen und Kollmar. Hilfreich wäre dafür sicherlich auch wissenschaftliche Hilfe - so wie es in Leipzig geschehen ist. Eine Studie der dortigen Universität hatte allerdings einen Zusammenhang zwischen einer dortigen Waffenverbotszone und dem Sicherheitsempfinden vor Ort nicht nachgewiesen. Das lässt für die Mannheimer Zielsetzung aufhorchen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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