Mannheim. Diesen Namen dürften nicht allzu viele auf der Rechnung gehabt haben. Die CDU-Fraktion schlägt Volker Proffen als Nachfolger von Christian Specht für dessen bisherige Stelle als Dezernent für Finanzen, Sicherheit und öffentlichen Nahverkehr vor. Das ist eine ziemliche Überraschung.
Denn man tut dem Südzucker-Manager und CDU-Kreisvorstandsmitglied sicher nicht unrecht, wenn man sagt, dass er nicht gerade ein politisches Schwergewicht ist. Proffen ist erst seit rund eineinhalb Jahren in der Partei, er hatte kein Amt als Bezirksbeirat oder Stadtrat und hat auch keine Erfahrung in einer Stadtverwaltung. Die CDU-Fraktion nominiert ihn nun – nach Gesprächen mit mehreren Kandidaten und auch Kandidatinnen, wie es heißt – dennoch für den Bürgermeister-Posten. Das dürfte auch daran liegen, dass die Partei im Moment nicht gerade mit viel politischem Top-Personal gesegnet ist. Das hatte sich bereits bei der Kandidatensuche für die jüngste Bundestagswahl gezeigt. Und auch bei Bewerbern von außen dürfte der Kreisverband nach der Löbel-Affäre nicht den besten Ruf haben.
Trotzdem ist Volker Proffen weit mehr als nur eine Verlegenheitslösung. Der 44-Jährige ist nicht nur ein neues Gesicht und eine gewinnende und seriöse Persönlichkeit. Er ist auch – wie die CDU zu Recht hervorhebt – einer, der von der Wirtschaft in die Politik gehen will und diese mit seinen Erfahrungen bereichern kann. Immer wieder wird in öffentlichen Debatten beklagt, dass es solche Wechsel viel zu selten gebe, Politik und Verwaltung sie aber dringend bräuchten.
Schönheitsfehler bei der Personalie
Schade ist lediglich, dass mit dem erneuten Vorschlag eines Mannes die Gelegenheit verpasst wurde, den Frauenanteil auf der Mannheimer Dezernentenbank zu erhöhen. Die Grüne Diana Pretzell ist derzeit die einzige. Und es gibt einen weiteren Schönheitsfehler bei der Personalie. Nämlich den, dass die CDU gerade erst OB-Wahlkampf gegen SPD-Kandidat Thorsten Riehle gemacht hat mit dem Argument, der habe keine Verwaltungserfahrung.
Doch dieses Argument war damals schon keines und ist es auch jetzt nicht. Wie Thorsten Riehle auch ohne Verwaltungserfahrung sicher ein guter Oberbürgermeister geworden wäre, hat auch Volker Proffen das Zeug zu einem guten Dezernenten. Er bringt schon viel Sachkenntnis mit, in andere Themen wird er sich im Falle seiner Wahl einarbeiten müssen. Und wenn er mal nicht weiter wissen sollte, kann er ja seinen neuen Chef Christian Specht fragen. Der hat den Job fast 20 Jahre lang gemacht.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer CDU mit überraschender Personalie
Der von der CDU vorgeschlagene Kandidat für die Specht-Nachfolge als Kämmerer ist zwar kein politisches Schwergewicht. Aber trotzdem weit mehr als eine Verlegenheitslösung, findet Timo Schmidhuber