Kommentar Kettemanns zweigeteilte Löwen-Bilanz

Jennifer Kettemann hat die Löwen in vielen Bereichen vorangebracht. Dass der sportliche Erfolg zuletzt ausblieb, hat aber auch sie zu verantworten, meint Marc Stevermüer.

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Marc Stevermüer
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Medienabteilungen von Konzernen und Profisportvereinen sind immer auch Marketing- und PR-Maschinen. Es geht vor allem darum, das eigene Handeln gut zu verkaufen. Dieses Wissen ist wichtig. Man muss es stets im Hinterkopf haben, wenn man Pressemitteilungen liest. Es ist eine kritische Grundhaltung gefragt.
 
Am Freitag teilten die Rhein-Neckar Löwen mit, dass der Handball-Bundesligist den Vertrag mit Geschäftsführerin Jennifer Kettemann bis 2026 verlängert. Und was die Badener da verschickten, war fraglos ein exzellentes Werbe-Werk. Es wurden die Verdienste der Managerin herausgestrichen, die es zweifelsohne gibt.

Es geht immer noch um Sport

Sie führte den Club wirtschaftlich stabil durch die Corona-Krise, brachte die Löwen bei den Themen Social-Media, Vermarktung, Digitalisierung, eSport und Nachhaltigkeit voran. So weit. So gut. So richtig.

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Meistens kommt es in solchen Mitteilungen aber besonders darauf an, was inhaltlich ignoriert oder nur am Rande behandelt wird. In diesem konkreten Fall ist es die mit Abstand wichtigste Komponente: der Sport. Er ist der Markenkern jedes Clubs, wird in der ausschweifenden Lobeshymne jedoch vernachlässigt.

Sportlichen Erfolg gab es zuletzt keinen

Natürlich sind die Löwen ein Unternehmen, in emotionaler Hinsicht aber vor allem ein Handball-Verein, der in erster Linie Menschen mit guten Leistungen der Mannschaft begeistern sollte. Mal ganz abgesehen davon, dass sportlicher Erfolg noch immer das beste Marketing ist. PR-Strategie hin oder her.

Das Problem: Sportlichen Erfolg gab es zuletzt keinen. Stattdessen erlebten die Löwen einen beispiellosen Niedergang, den Kettemann in ihrer Position ebenso zu verantworten hat wie die Errungenschaften auf den anderen Themenfeldern. Auch das gehört zur Wahrheit. Was wiegt also schwerer?

Kettemann erhält eine zweite Chance

Der Aufsichtsrat des zweifachen deutschen Meisters hat diese Frage eindeutig beantwortet. Kettemann bekam einen neuen Vertrag, was rein auf den Sport bezogen bedeutet: Sie erhält eine zweite Chance. In drei bis fünf Jahren wollen die Löwen wieder zur nationalen Spitze gehören. So lautet der Plan, so lautet das Ziel. Man wird gerade auch die Geschäftsführerin an diesem Vorhaben messen.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft