Zynisch betrachtet geht es Jens Spahn ja vielleicht in Wahrheit um etwas ganz anderes: dem Lande den baldigen Abschied von ihm als Gesundheitsminister leichter zu machen. Dann wäre ihm das nunmehr in vollendeter Perfektion gelungen. Mit seiner Moderna-statt-Biontech-Aktion hat sich Spahn selbst übertroffen. So viel Chaos in kürzester Zeit zu stiften und quasi sämtliche Arztpraxen in Brand zu stecken, das muss man erstmal hinkriegen.
Es mag ja sein, dass man diese beiden Impfstoffe aus medizinischer Sicht beim Boostern bedenkenlos kreuzen kann. Aber dann hätte man das schon viel früher kommunizieren und praktizieren müssen. Bisher hieß es stets, man solle beim dritten Mal beim gleichen Vakzin bleiben. Aber nun, da das Haltbarkeitsdatum bei größeren Mengen Moderna überschritten zu werden droht und es bei Biontech laut Spahn Lieferengpässe gibt, soll schlagartig alles anders sein.
Der Minister hätte das Land und vor allem die Praxen schonend auf die neue Lage vorbereiten müssen. Dann hätten Ärzte ihre Patienten rechtzeitig aufklären können. Dass die nun zu fest vereinbarten Terminen plötzlich einen anderen Impfstoff bekommen, ist für alle Beteiligten eine kommunikative Katastrophe – zumal die meisten Praxisteams in der jetzigen Erkältungswelle und der immensen Booster-Nachfrage ohnehin kaum noch wissen, wo ihnen der Kopf steht.
Wobei die Nachfrage nach Drittimpfungen erst quasi über Nacht regelrecht explodierte, nachdem jemand – der das Thema über Monate verschlafen hatte – Boostern plötzlich für alle empfahl. Sein Name? Der ist zum Glück nun bald Geschichte.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Jens Spahn sorgt mit Moderna für totales Chaos
Steffen Mack über die Probleme mit Moderna und Biontech