Kommentar Geflüchtete in Lampertheim: Solidarität gefragt

Stephen Wolf zur neuen Container-Siedlung, in der nun Menschen aus der Ukraine unterkommen sollen und die bei manchen alteingesessenen Anwohnern für Unruhe sorgt

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Stephen Wolf
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Gibt es Alternativen zum neuen Containerdorf für geflüchtete Menschen in der Lampertheimer Industriestraße? Offenbar nicht. Wie in anderen Städten, so ist Wohnraum auch in Lampertheim ein knappes Gut. Mit der Direktzuweisung von Flüchtlingen hat der Kreis Bergstraße im vergangenen Jahr zudem eine Entscheidung getroffen, die Kommunen stärker in die Pflicht nimmt. Wie viele Arbeitsstunden in der Stadt Lampertheim seither aufgewendet wurden, um neue Unterkünfte für Geflüchtete zu organisieren, ist unbekannt. Aber wer die Nachrichtenlage im Blick hat, weiß, wie schwierig diese Aufgabe ist.

Dass in den kommenden Wochen 112 Menschen aus der Ukraine in karge Container auf einer Industriebrache ziehen, ist sicher nicht die beste Lösung. Für die vor dem Krieg geflüchteten Familien dürfte das Leben dort nicht einfach werden. Umgekehrt müssen auch alteingesessene Anwohner akzeptieren, dass sich ihr Alltag verändern wird.

Geflüchtete Menschen

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Sorgen um Sicherheit, Wertverlust und Privatsphäre mögen im Angesicht des brutalen Tötens in den Kriegsgebieten unverhältnismäßig erscheinen. Doch wäre es ein Fehler, solche Bedenken zu ignorieren. Das hat die Stadtverwaltung erkannt. Auch wenn einzelne Anwohner von fehlender Transparenz sprechen, das Gegenteil ist richtig. Abgesehen von einer öffentlichen Versammlung im November hat nicht nur diese Redaktion das Vorhaben ausführlich besprochen. Zudem dürfte jedem Anwohner einleuchten, dass beim besten Willen nicht alle Einzelinteressen berücksichtigt werden können.

Gleichwohl müssen Stadt und Behörden die Sicherheit und den sozialen Frieden im Blick behalten. Nötig ist eine Politik, die Alltagssorgen der Menschen ernst nimmt und vertritt. Das darf auf der anderen Seite aber nicht dazu führen, die neuen Bewohner der Industriestraße unter Generalverdacht zu stellen.

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So oder so, die Lampertheimer werden gefordert sein. Am Ende wird es entscheidend sein, eigene Vorbehalte zu hinterfragen, Solidarität zu zeigen und auf die neuen Nachbarn zuzugehen. Das Leben im Container hat sich niemand ausgesucht.

Redaktion

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