Lampertheim. Die schwierigen Wetterverhältnisse hatten am Mittwoch in Lampertheim einiges durcheinandergebracht. Aber an der angekündigten Gesprächsrunde zur neuen Flüchtlingsunterkunft in der Gaußstraße hielten Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) und Erster Stadtrat Marius Schmidt (SPD) fest. Gemeinsam mit Marius Hilge von der Polizeistation Lampertheim stellten sich sie sich den kritischen Fragen der Anwohner. Etwa ein Dutzend von ihnen war trotz widriger Bedingungen in das Stadthaus gekommen, um sich über das Vorhaben zu erkundigen. „Dabei standen zwar Sorgen und Befürchtungen im Vordergrund“, sagte Schmidt nach dem Treffen. Aber insgesamt sei der Austausch sachlichen gewesen.
Rathauschef Störmer betonte, die Stadt habe die Verpflichtung, die Menschen in Lampertheim unterzubringen. „Dieser Aufgabe wollen wir mit der neuen Unterkunft in der Gaußstraße nachkommen“, betonte er. Wichtig sei es ihm aber auch, die Bürger mitzunehmen und transparent zu informieren, etwa bei Anwohnerversammlungen.
Gut integriert
Wer also wird in wenigen Monaten in die Gaußstraße 41 ziehen? Nach Angaben von Störmer und Schmidt soll die neue Unterkunft im Laufe des Frühjahrs von 59 Menschen bezogen werden. Sie alle seien bereits Mitte des zurückliegenden Jahrzehnts in Deutschland angekommen, gut integriert und hätten mittlerweile Bleiberecht. „Die Menschen sind der deutschen Sprache mächtig und befinden sich teilweise in Arbeitsverhältnissen“, sagte Marius Schmidt. „Uns ist der Personenkreis bekannt. Da haben wir keine Fragezeichen“, fügte der Sozialdezernent hinzu. Das Haus in der Gaußstraße biete sowohl Einzel- als auch Doppelzimmer mit Dusche, Waschbecken und WC.
Bei der Mehrzahl der 59 Menschen aus verschiedenen Ländern handle es sich zwar überwiegend um Männer, doch seien auch Frauen und Familien mit Kindern unter den neuen Bewohnern.
Den Angaben zufolge leben die Menschen aktuell noch in zwei Unterkünften, die sich in der Lampertheimer Chemiestraße sowie in der Florianstraße befinden. Diese Einrichtungen sind dem Kreis Bergstraße zugeordnet. Da diese Bewohner mittlerweile zwar ein Bleiberecht im Land haben, ist jedoch nicht mehr die Kreisverwaltung zuständig, sondern die Stadt. Mit anderen Worten: Je früher die Menschen die Kreisunterkünfte verlassen, desto besser.
Weil die Verhältnisse auf dem umkämpften Wohnungsmarkt zurzeit schwierig sind, hat die Stadt in den vergangenen Monaten intensiv nach Unterkünften gesucht. „Manche Bewohner aus den beiden Unterkünften konnten zwar mittlerweile Mietwohnungen beziehen, allerdings längst nicht alle. Insofern besteht Handlungsbedarf“, sagte Schmidt. Den Menschen, die sich bisher keine Wohnung sichern konnten, drohe letztendlich die Obdachlosigkeit. „Das will niemand, daher sind wir froh, dass wir nun die Unterkunft in der Gaußstraße bereitstellen können“, sagte Schmidt.
Erst war eine Pension geplant
Nach seinen Angaben hatte der Eigentümer der Stadt angeboten, seine Immobilie anzumieten. Vor einigen Jahren habe das Gebäude schon einmal als Unterkunft für Geflüchtete gedient. „Ursprünglich wollte der Eigentümer eine Pension für Handwerker und Handlungsreisende eröffnen, sagte der Erste Stadtrat. Doch dieses Projekt stehe nun erst einmal hinten an. Aktuell seien noch Renovierungsarbeiten in dem Haus vorzunehmen. Die sollen bis Ende des ersten Quartals 2024 beendet sein. Gelinge alles wie geplant, werde man im Frühjahr damit beginnen, die Menschen schrittweise einzuquartieren.
Abgesehen von den Kreis-Unterkünften in der Chemiestraße und der Florianstraße würde es nun mit dem Gebäude in der Gaußstraße zunächst drei weitere Wohnstätten in der Stadt geben, die insgesamt Platz für etwa 170 Flüchtlinge bieten. In den Räumen der Alten Forstschule leben zurzeit etwa 100 Menschen. Sie sollen im Laufe des Frühjahrs in eine Container-Siedlung ziehen, die zur Zeit in der Industriestraße aufgebaut wird. Sodann soll die Alte Forstschule als eine Art Erstaufnahme in der Stadt fungieren. Wie viele Schutzsuchende in den kommenden Monaten jedoch ins Land kommen und per Direktzuweisung des Kreises auf die Kommunen verteilt werden, ist schwer zu sagen.
Nach Angaben des Hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf (Bündnis 90/Die Grünen) wurden der Stadt Lampertheim im vergangenen Jahr 152 Menschen vom Kreis zugewiesen. Wie viele Menschen aus der von Russland angegriffenen Ukraine oder aus anderen Staaten in den kommenden Monaten nach Deutschland flüchten und schließlich in den Kommunen stranden, ist die große Frage. Klar sei aber: „Auch 2024 werden weitere Zuweisungen an die Kommunen erfolgen müssen“, wie Schimpf auf Anfrage sagte.
Mit Blick auf die künftige Direktzuweisungen von Menschen durch den Kreis Bergstraße wirken sich die nun geschaffenen Plätze in der Gaußstraße positiv aus, sagte Marius Schmidt. Die Zahl werde angerechnet, so sei Lampertheim gewissermaßen in Vorleistung getreten.
Knapper Wohnraum
Wie schwierig sich die Suche nach Wohnraum gestaltet, wurde zuletzt am Beispiel der Hofheimer Friedensstraße deutlich. Nachdem im Dezember zunächst bekannt wurde, dass in dieser Straße etwa 30 Personen einquartiert werden sollen, musste die Stadtverwaltung jüngst einen Rückzieher machen.
Der Grund: Der Eigentümer hatte die notwendigen Auflagen - unter anderem zum Brandschutz und zu Stellplätzen - nicht umgesetzt. Das habe die Nutzung des Gebäudes unmöglich gemacht, wie es von der Stadt hieß. „Wir haben großes Interesse daran, Menschen mit Bleiberecht in eine ordentliche Wohnung zu bringen“, betonte Marius Schmidt in diesem Zusammenhang. Daher sei die Stadt auch weiterhin auf der Suche nach Wohnungen.
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