Kommentar Festival präsentiert lebendige Filmkultur

Im vierten Jahr unter neuer Leitung hat sich das Internationale Filmfestival mit seinem veränderten Konzept etabliert. Thomas Groß erwartet deshalb, dass die Zuschauerzahlen künftig noch weiter steigen werden

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Thomas Groß
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Das Kino lebt und behauptet sich als vitaler Teil der Filmkultur. Dasselbe gilt für das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg, dessen 72. Ausgabe am Sonntagabend zu Ende ging. In den Städten belebt es die etablierten Kinos, die auch Festivalorte sind. Mehr Publikumszuspruch erfahren Filmtheater in diesem Jahr ohnedies. Beim Festival selbst fällt er noch klarer aus – die Zahlen vom Vorjahr mit knapp 25 000 Besuchern seien deutlich übertroffen worden, teilten die Veranstalter vorläufig mit.

Im vierten Jahr unter neuer Leitung hat sich das Traditionsfestival mit seinem aufgefrischten Konzept etabliert. Dass sich die Zuschauerzahlen noch nicht auf dem hohen Niveau früherer Jahre bewegen, ist vor allem der Corona-Pandemie geschuldet. Fast alle Kulturveranstalter verzeichnen noch immer ein Minus. Und ob das Publikum überhaupt im gewohnten Maß zurückkehren wird, ist weiterhin offen. Man darf dem Festivalteam aber bescheinigen, einen überzeugenden Weg zu gehen und die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Eine große Zahl an Filmen junger Regisseure wird flankiert durch den Blick aufs filmische Erbe; zudem würdigen Ehrenpreise bedeutende Filmschaffende der Gegenwart. Vom früheren Selbstverständnis, Newcomer mindestens als deutsche, besser internationale Premieren zu präsentieren, hat man sich weitgehend verabschiedet. Mit größeren internationalen Festivals um Erstaufführungen zu konkurrieren, ist allerdings auch zunehmend schwierig geworden.

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Von
Hans-Günter Fischer
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Als Marktplatz für Filmprofis hat das Festival ebenfalls weniger Relevanz als früher. Es lohnt indes nicht, sich gegen die allgemeinen, durchs Internet beförderten Entwicklungen auflehnen zu wollen. Das Team um Direktor Sascha Keilholz hat die richtigen Konsequenzen gezogen: Man konzentriert sich auf die Programmqualität und lädt zum filmkünstlerischen wie allgemein kulturellen Austausch ein; zudem werden regelmäßig politische Akzente gesetzt. Auf diese Weise behauptet sich das Festival als Kulturveranstaltung von Rang auch überregional. Es ist ein Fenster zur Welt und blickt auch auf bislang unterbelichtete Realitäten. Die Zeichen für die Zukunft stehen also günstig – vorausgesetzt die Städte und das Land Baden-Württemberg bekennen sich weiter im gewohnten Maß zu der Veranstaltung. Sie trägt zur lebendigen Filmkultur bei und bestätigt die verbindende Kraft der Kultur überhaupt. Angesichts all dessen sollte die Zielmarke des Direktors von künftig 30 000 Zuschauern nicht illusorisch wirken. Sie ist eher bescheiden.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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