Es ist gut und richtig, dass sich Umweltschützer wie das Aktionsbündnis Waldwende in den Umbau des Käfertaler Walds einmischen. Sie sind ein Kontrollelement, das bei der Nutzung von natürlichen Ressourcen mitmischt und den Waldeigentümerinnen auf die Finger schaut. Wie ernst die Umweltschützer genommen werden, beweisen die Stiftung Pflege Schönau und die städtische Forstverwaltung mit ihrer Gesprächsbereitschaft und den Dialogen, die bisher mit dem Aktionsbündnis stattgefunden haben.
Dass nicht alle Vorschläge umgesetzt werden können, steht auf einem anderen Blatt. Das Aktionsbündnis fordert beim Waldumbau, der vor allem die Entfernung der invasiven frühblühenden Traubenkirsche aus den sterbenden Kiefernwäldern voraussetzt, besonders schonende Methoden. Diese sind in der Realität aber nicht umsetzbar. Denn die Rede ist nicht von einem Waldstück überschaubarer Größe, das von Hand gepflegt werden könnte und wo freiwillige Helfer über Jahre hinweg die Neophyten von Hand absägen, damit sie die neu gepflanzten Bäume nicht überwuchern. Das betroffene Waldgebiet ist mit seinen 1200 Hektar Fläche so groß, dass es nur mit schwerem Gerät bearbeitet werden kann. Eingreifen muss der Mensch, will er das Versteppen der Kiefernwälder stoppen. Hier haben die Waldeigentümerinnern dasselbe Interesse wie das Aktionsbündnis Waldwende.
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Es klingt verlockend, die Natur sich selbst zu überlassen in der Hoffnung, einen klimaresistenten, artenreichen Ur-Wald entstehen zu lassen. Doch dieser Traum ist seit Jahrzehnten ausgeträumt. Die von Menschenhand gepflanzten Kiefern im unteren Rheintal kommen mit dem Klima ebenso wenig zurecht wie die ursprünglich in unseren Breiten heimischen Buchen, die weder Hitze noch übermäßige Trockenheit vertragen. Die Kiefern im Käfertaler Wald sterben bereits. Ohne das Eingreifen des Menschen hätten auch andere Baumsorten keine Chance. Nicht ein artenreicher Ur-Wald würde entstehen, sonder die strauchartig wachsende, spätblühende Traubenkirsche alle aufkeimenden Bäume überwuchern.
Bei der Debatte um die besten Methoden zum Waldumbau darf man eines nicht vergessen: Die Versteppung der Kiefernwälder haben die Forstverwaltung der Stadt und die Stiftung Pflege Schönau nicht selbst verursacht. Vielmehr ist sie auf Trockenheit und Hitze als Folge des Klimawandels zurückzuführen. Und dafür sind wir alle verantwortlich.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Illusion vom Ur-Wald
Valerie Gerards meint, dass nur der Waldumbau den Wald retten kann