Am Sonntag liegt das Attentat auf dem Mannheimer Marktplatz 100 Tage zurück. Es sind also nur etwas mehr als drei Monate vergangen, seit Sulaiman A. den Polizisten Rouven Laur getötet und fünf weitere Menschen teilweise schwer verletzt hat.
Tatsächlich fühlt es sich so an, als ob sehr viel mehr Tage als nur diese 100 vergangen sind. In den drei Monaten ist einfach zu viel passiert. Regelmäßig ereilen uns derzeit Nachrichten, wonach Menschen mit Messern aufeinander einstechen. Wohlgemerkt: Nicht immer aus islamistischen Motiven - aber viel zu oft.
Solingen hat der Debatte um Islamismus unter Geflüchteten neuen Schwung verliehen - obwohl die nach Mannheim bereits im Gange war. Am Donnerstag hat die Polizei in München einen weiteren Anschlag vereitelt. In der Nacht auf Freitag gab es einen Angriff auf eine Wache in Rheinland-Pfalz. Auch hier wird Islamismus vermutet.
Diese Meldungen werden zurzeit fast schon als Normalität hingenommen. Auf der anderen Seite berühren sie, weil sie zum wachsendem Gefühl der Unsicherheit führen - aller Floskeln zum Trotz, dass man das nicht zulassen dürfe. Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander.
Das liegt auch daran, dass der Staat bei der Prävention an Grenzen zu stoßen scheint. Gegen Flugzeugattentäter gab es sichere Cockpit-Türen, gegen Lkw Poller. Und gegen Messer?
Wo sich die Opposition vor allem von rechter Seite mit teils populistischen und kaum umsetzbaren Forderungen überschlägt, fällt der Regierung wenig ein, das Gefühl der Sicherheit wiederherzustellen. So klingt etwa ein Messerverbot in Zügen und auf Festen sinnvoll. Das konsequent umzusetzen, dürfte aber kaum machbar sein.
Muslime unter Generalverdacht zu stellen, ist ebenso völlig falsch. Attentäter sind Menschen, die eine Gruppe perfide für sich vereinnahmen, um zu spalten. Das darf nicht vergessen werden.
100 Tage nach dem Attentat bleibt das Gefühl der Unsicherheit. Das soll nicht sein. In diesem Sommer ist das aber Realität.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Staat stößt bei Messerattacken derzeit an seine Grenzen!
100 Tage nach dem Attentat auf dem Mannheimer Marktplatz kommt das Land kaum zur Ruhe. Immer wieder gibt es Meldungen mit Messerangriffen. Auch deshalb ist das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in Gefahr, so Sebastian Koch