Mannheim. Daran gibt es keine Zweifel: Ein Hakenkreuz an der Mauer des Jüdischen Friedhofs ist widerlich. Die Spirale der Auswirkungen des Kriegs in Nahost auf Mannheim dreht sich immer schneller. Neben antimuslimischen Schmierereien zeugen davon vor allem mehrere antisemitische Vorfälle in den vergangenen Wochen.
Da gab es Schmierereien im Zusammenhang mit der israelischen Ausstellung „6:56“ in der Fressgasse oder eine auffallende Häufung antisemitischer Vorfälle an Schulen in den vergangenen Monaten, die nach und nach und nur bei gezielten Hinweisen und Anfragen bekannt werden. Zu Recht beklagt die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Heidrun Kämper, also einen zunehmenden Antisemitismus in Mannheim.
Dieser Krieg wird nicht in Mannheim geführt. Schon gar nicht wird er hier entschieden!
Gleichzeitig beschuldigen sich Nahostgruppe und Mitglieder der Jüdischen Gemeinde nach einem Polizeieinsatz in den Quadraten gegenseitig der Provokation. Wer hier im Recht ist, lässt sich aus neutraler Perspektive kaum nachvollziehen.
Allein der Vorfall aber zeugt von der Spannung in der Stadt. Umso wichtiger ist es deshalb, dass etwa der Arbeitskreis Islamischer Gemeinden die widerlichen Hakenkreuze am Jüdischen Friedhof nicht nur öffentlich, sondern auch in einem Schreiben an die Jüdische Gemeinde verurteilt hat.
Mehrere Vorfälle sind in einer Zeit geschehen, in der beide Seiten - pro-israelische und pro-palästinensische - auf Demonstrationen verzichtet haben, teilweise aus Rücksicht auf den Ramadan. Der aber ist vorbei und pro-palästinensische Gruppen haben angekündigt, wieder demonstrieren zu wollen. Das ist auch ihr gutes Recht. Dann wird es auch wieder Gegendemonstrationen geben. Auch das ist das gute Recht der Gegenseite.
Weil sich die Lage in Nahost zuletzt aber zugespitzt hat, muss man unbedingt alle Beteiligten zur Besonnenheit aufrufen. Es hilft niemandem - nicht im Kriegsgebiet, schon gar nicht hier -, wenn die Situation eskaliert. Dieser Krieg wird nicht in Mannheim geführt. Und er wird hier auch nicht entschieden!
Es ist deshalb völlig richtig, dass Oberbürgermeister Christian Specht auf der Mahnwache nach dem iranischen Raketenangriff betont hat: „Wir haben alle sehr, sehr viel zu verlieren.“ Es bleibt zu hoffen, dass das auch allen bewusst ist.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Nahost-Krieg wird nicht in Mannheim geführt - und entschieden!
Nach der Schmiererei am Jüdischen Friedhof in Mannheim und mehreren antisemitischen Vorfällen in den zurückliegenden Tagen, hat der Oberbürgermeister zum Dialog aufgerufen. Das ist richtig. In Mannheim ist jetzt Besonnenheit gefordert, kommentiert Sebastian Koch