Mannheim. Mit einer Mahnwache haben am Sonntagabend Mannheimerinnen und Mannheimer ihre Solidarität mit Israel nach dem Raketenbeschuss durch den Iran ausgedrückt. Nach Angaben der Polizei kamen dabei auf dem Paradeplatz etwa 120 Menschen zusammen, darunter Mitglieder des Gemeinderats sowie Funktions- und Amtsträger von Organisationen des Jüdischen Lebens in der Region.
Zur Mahnwache aufgerufen hatte die Deutsch-Israelische Gesellschaft, dessen Vorsitzender, Grünen-Stadtrat Chris Rihm, im Angriff eine „erneute Zäsur“ sieht. Es sei deshalb nun "umso wichtiger", an der Seite von Israel, den Jüdinnen und Juden in aller Welt und vor allem denen in Mannheim zu stehen, sagte Rihm.
Mannheimer Oberbürgermeister: "Müssen uns darauf besinnen, was unser friedliches Leben in Mannheim ausmacht"
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) bekräftigte die „volle Solidarität“ Mannheims mit Israel, insbesondere der Partnerstadt Haifa. Man habe in Mannheim mit jedem interreligiösen Gebet die Hoffnung gehabt, dass die „Spirale der Eskalation und Gewalt“ ende. „Die letzte Nacht hat gezeigt, dass das eine trügerische Hoffnung war.“
Specht rief im Sinne der Mannheimer Erklärung in der Stadt „alle dazu auf“, die Bereitschaft zum Dialog aufrechtzuerhalten – „egal, was passiert“. Niemand dürfe sich „von denen anstecken lassen, die scharf machen, die versuchen, ihr Kapital aus dem Konflikt zu schlagen und ihre eigene politische Suppe zu kochen“, sagte Specht, ohne dabei konkreter zu werden. „Wir müssen uns darauf besinnen, was unser friedliches Leben in Mannheim ausmacht“, erklärte er und betonte Werte wie Respekt und ein friedliches Miteinander. „Wir haben alle sehr, sehr viel zu verlieren." Der CDU-Politiker begrüßte, dass auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gemeinsam mit den Staaten der G7 die volle Solidarität mit Israel erneuert und die Gewalt des Irans „scharf verurteilt“ hatte.
Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mannheim: "Der Wind, der uns entgegenwehr, wird stärker"
Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, SPD-Stadträtin Heidrun Kämper, beklagte einen zunehmenden Antisemitismus an Mannheims Schulen, der ihr "große Sorge" bereite, weil Lehrerinnen und Lehrer ihrer Ansicht nach mit Antisemitismus-Vorfällen überfordert seien und nicht nachvollziehen könnten, was das für Betroffene bedeute. "Das Jüdische Leben ist schwieriger geworden und das traurige ist, dass ich im Moment keine Perspektive sehe, dass sich das bessert." Am Wochenende war laut ihr ein rotes Hakenkreuz an eine Mauer des Jüdischen Friedhofs gesprayt worden. "Der Wind, der uns entgegenweht, wird stärker", sagte Kämper und bezeichnete die Situation in Mannheim als eine "angespannte Ruhe".
Der Mannheimer FDP-Bundestagsabgeordnete Konrad Stockmeier, der auch Schirmherr der israelischen Ausstellung "6:56" in Mannheim ist, bezeichnete das "Terrorregime" im Iran als international isoliert. "Es ist ganz bemerkenswert, dass sich Jordanien und auch Saudi-Arabien an der Abwehr dieses Angriffs beteiligt haben", sagte Stockmeier. Von den internationalen Partnern Israels müsse das Signal ausgehen, dass "wir alles in unserer Macht stehende tun werden, um euch zu schützen. Und wenn das nicht reicht, müssen wir noch mehr tun, um Israel gemeinsam zu schützen", forderte der FDP-Politiker und rief dazu auf, in Mannheim "das unsere dazu beizutragen, dass die Jüdische Gemeinde keine Angst mehr haben muss und dass das Jüdische Leben in unserer Mitte ohne Polizeischutz stattfinden kann".
Die Versammlung auf dem Paradeplatz sei ruhig und ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen, sagte ein Polizeisprecher am Abend der dpa.
Historische Eskalation im Nahen Osten
Erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik hatte der Iran seinen Erzfeind Israel in der Nacht direkt angegriffen. Die Revolutionsgarden feuerten nach eigenen Angaben Dutzende Drohnen und Raketen ab. Nach Angaben Israels wurden insgesamt rund 300 Geschosse abgefeuert - 99 Prozent davon seien von Israel sowie seinen Verbündeten abgefangen worden.
Die Operation mit dem Titel "Aufrichtiges Versprechen" war nach iranischer Darstellung ein Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger iranischer Offiziere in Syrien. Am 1. April waren bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden. (mit dpa)
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