Muss das wirklich sein? Diese Fragen werden die Investorinnen von encourageventures öfter zu hören bekommen, wenn sie an diesem Donnerstag an die Öffentlichkeit gehen. Natürlich muss das sein, werden diese antworten – und auf deutliche Zahlen verweisen. Etwa auf die Studie des Female Founders Monitor: Sie besagt, dass nur fünf Prozent der Gründerinnenteams 2020 bereits eine Million Euro oder mehr externes Kapital erhalten haben – bei männlichen Teams sind es dagegen 30 Prozent.
Und das, obwohl sich ein Investment in weiblich geführte Start-ups laut der Boston Consulting Group auszahlt. Demnach generieren von Frauen geführte Start-ups für jeden investierten Dollar 78 Cent Umsatz – bei den Gründern kommen nur 31 Cent zurück. Ein Problem der Gründerinnen ist, dass sie in einer bisher männlich geprägten Investoren-Welt weniger sichtbar sind. Zudem verfolgen ihre Konzepte häufig neben Renditezielen auch soziale oder gesellschaftliche Ziele. Dass das funktionieren kann, konnten sich klassische Geldgeber in der Vergangenheit wohl nicht vorstellen. Das ändert sich zwar, weil Nachhaltigkeit und soziale Kriterien auch bei milliardenschweren Fonds mehr und mehr zum Standard werden. Trotzdem brauchen Gründerinnen einen Schub – und mehr Geld, weil sie bislang noch zu sehr hintendran hängen. Deshalb ist es sinnvoll, dass sich eine große Gruppe Investorinnen und Mentorinnen daran macht, das Defizit auszugleichen.
Sie wollen aber auch durch ihr neues Netzwerk Mut machen und Vorbild sein, damit mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen oder mehr Ehrgeiz für das Wachstum ihrer Gründung entwickeln. Dafür liefert encourageventures tatsächlich beste Voraussetzungen. Denn es haben sich bereits mehr als 60 Investorinnen gefunden, die nicht nur Kapital und unternehmerische Erfahrung mitbringen, sondern auch klingende Namen in der Wirtschaftswelt. Frauen wie die Douglas-Chefin Tina Müller oder Simone Menne, Ex-Vorständin bei Lufthansa, leben vor, dass Frauen bis an die Spitze kommen und Macht ausüben können.
Auch das sollte selbstverständlich sein – ist es aber nicht, weil es bisher zu wenige Topmanagerinnen in Deutschlands Vorstandsetagen und auch zu wenige prominente Gründerinnen gibt. Es ist entscheidend, dass andere Frauen Rollenmodelle für ihre Karriere oder ihre Firmengründung sehen. Wenn genau diese Vorbilder auch noch zu Investorinnen werden, dann bringt das Kapital und Mut zugleich.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das neue Investorinnen-Netzwerk bringt Frauen Mut und Geld
Bettina Eschbacher zum neuen Netzwerk für Investorinnen