Es kommt eben, erstens, immer anders, und zweitens, als man denkt. Diese etwas lax formulierte Wahrheit hat sich in der Welt der Planungen spätestens seit Pandemiebeginn verfestigt. Gewiss ist heute eben nur, dass nichts mehr gewiss sein kann. In eine Zeitenwende hinein Theater, gar die opulente Oper mit Hunderten Beteiligten, zu planen, ist sicherlich ein hochkomplexes Unterfangen. Das gilt für die Planung am Nationaltheater im Besonderen, kommt doch zu Pandemie und Ukrainekrieg nun auch noch die Sanierungsphase mit unfertigen Spielstätten und unsicherer Bau(stoff)lage hinzu. Andererseits: Dass das NTM generalsaniert (oder abgerissen) werden musste, war über sehr viele Jahre diskutiert und vor vielen Jahren beschlossen worden. Da mag es vielleicht nicht allen einleuchten, dass die maßgeblichen Ausweichorte für Tanz, Schauspiel und Oper schon planmäßig lange nach Spielzeitbeginn fertig werden sollten. Schauspiel und Tanz sind nun bei eventuellen Verzögerungen um Monate flexibler. Da könnte man reagieren. In der Oper aber stellt sich die Frage, warum nicht von vornherein auch mehr kleine, spontane und bewegliche Formate wie Kammerkonzerte und -opern geplant wurden – nicht nur, um den Bürgerinnen und Bürgern etwas bieten zu können, die das NTM ja schließlich mit mehr als 60 Millionen Euro pro Jahr finanzieren. Nein, auch um die großen Kollektive, Chor, Orchester sowie das Ensemble mit insgesamt rund 200 festen Stellen, zu beschäftigen. Eine Reise nach Südkorea und einige Aufführungen bis Weihnachten – das ist arg dünn.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Darum ist der Opernspielplan am NTM arg dünn ausgefallen
Stefan M. Dettlinger sieht bei den Planungen vor allem der Musiktheatersparte am Nationaltheater Defizite: Von Anfang an hätte man auch auf kleinere, flexiblere Formate wie Kammermusik und Kammeropernabende setzen müssen.