Kommentar Bauarbeiten auf der B 36: Verständnis tut Not

Konstantin Groß zu den Bauarbeiten auf der B 36

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Konstantin Groß
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Die Bauarbeiten auf der B 36 sorgen speziell in Rheinau-Süd für Unmut. Ja, man fühlt sich gar vom Rest der Welt abgehängt. Doch was jetzt gefordert ist, das ist nicht Zorn, sondern Gelassenheit und Verständnis.

Denn grundsätzlich ist es doch klasse, was hier geschieht: Der Staat nimmt viereinhalb Millionen Euro in die Hand, um eine marode Überlandstraße wieder in Schuss zu bringen. Und wer sie täglich fährt, der weiß, dass der aktuelle Zustand auf dieser Hoppelpiste die Grenze von der Unbequemlichkeit zur Verkehrsgefährdung an manchen Stellen schon längst überschritten hat.

Und auch die zweite Beobachtung liegt auf der Hand: Eine Straße, auf der gearbeitet wird, kann nicht befahren werden. Sperrungen sind unvermeidlich, damit auch Umleitungen und längere Wege für die Autofahrer.

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Dabei soll nicht übersehen werden, dass die aktuelle Baustelle in der Tat besondere Folgen zeitigt: Ein direkter Weg von Rheinau-Süd nach Rheinau ist nicht mehr möglich, was angesichts der alltäglichen Verflechtungen zwischen Süd-Teil und Ortskern gerade für ältere Menschen ein Problem darstellt. Dies umso mehr, als auch der direkte Umweg über Neckarau ebenfalls nicht möglich ist – wegen Sperrung der Rhenaniastraße. Eine bessere Koordination wäre hier sicher gut gewesen.

Für den Weg in die Innenstadt ist die Sperrung jedoch kein Problem: Ideale Alternative ist die Zweite Hafenzufahrt, die kein Schleichweg ist, sondern dezidiert als Umgehung für die Ortskerne im Süden errichtet wurde.

Unterm Strich: Die harsche Kritik an der Maßnahme ist nicht gerechtfertigt. Wir können nicht den miserablen Zustand unserer Infrastruktur, der Straßen und Brücken, kritisieren, und wenn man sich daran macht, ihn zu beheben, über dessen zeitweilige Begleiterscheinungen klagen.

Doch sicher ist diese Unduldsamkeit ein Zeichen unserer Zeit. Vor 50 oder gar 60 Jahren hätte sich doch kein Mensch über eine Straßen-Umleitung aufgeregt. Ohne hier das große kultursoziologische Rad drehen zu wollen – deutlich wird auch bei diesem Detail, was Soziologen und Politologen seit Langem feststellen: Immer mehr Bürger sind nicht bereit, staatliches Handeln auch im Sinne des Gemeinwohls zu akzeptieren, wenn es für sie selbst (und sei es nur kurzzeitig) Nachteile erbringt. Das Motto zu vieler lautet offenbar: Wenn jeder an sich selbst denkt, dann ist an alle gedacht. Doch so kann keine Gesellschaft funktionieren.

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