Kommentar Aufnahme von Kindern aus Nahost: Das Herz kennt keine Grenzen, Verwaltungen schon

Sollen deutsche Städte Kinder aus dem Kriegsgebiet aufnehmen? Das Herz sagt ja – der Blick auf ausgelastete Strukturen aber bremst, kommentiert Sebastian Koch.

Veröffentlicht
Kommentar von
Sebastian Koch
Lesedauer

Mannheim. Die Bilder aus Gaza lassen niemanden kalt: Der Krieg hat viele Opfer, trifft aber insbesondere die Kinder. Zu viele – wenn sie noch leben – sind verletzt, hungern, sind traumatisiert oder Waisen. Wer das sieht, will helfen. Ohne Wenn und Aber. Sofort. Verständlich. Das Herz kennt keine Grenzen.

Kommunen kennen diese allerdings nur zu gut. Wohnraum ist knapp, Unterkünfte sind voll, Kassen leer. Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen – sie kämpfen längst auch mit Folgen von Flucht, Unterbringung und steigenden Sozialausgaben. Letztere hängen nicht nur, aber auch mit Integration zusammen. Die Aufnahme weiterer Kinder (und damit auch deren engste Verwandte) wäre ein weiterer immenser Kraftakt für ohnehin ausgelastete Strukturen.

Angesichts der humanitären Katastrophe ist die Debatte notwendig. Verständnis für Vorsicht darf gleichzeitig nicht als Mangel an Mitgefühl oder als Fremdenfeindlichkeit gelten.

Zwischen diesen Polen bewegt sich die Debatte: Auf der einen Seite Engagierte, die angesichts tödlicher Not kein Zögern dulden. Auf der anderen Seite Verwaltungen, die wissen, dass gute Absichten allein kein Dach, keine Therapie und keine verlässliche Betreuung schaffen. Das Dilemma: Beide Seiten haben recht – das moralische Drängen und das nüchterne Abwägen.

Krieg im Nahen Osten

Aufnahme von Kindern aus Israel und Gaza? Was Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg dazu sagen

Veröffentlicht
Von
Sebastian Koch
Mehr erfahren

Angesichts der humanitären Katastrophe ist die Debatte notwendig. Verständnis für Vorsicht darf gleichzeitig nicht als Mangel an Mitgefühl oder als Fremdenfeindlichkeit gelten. Gerade weil die Rahmenbedingungen so schwierig sind, muss die Debatte differenziert geführt werden.

Falls Bund und Länder den Weg der Aufnahme gehen, dürfen sie Kommunen nicht wieder allein lassen: Sie müssen Geld bereitstellen, Verfahren beschleunigen, Personal unterstützen. Die Erfahrung macht aber wenig Hoffnung – zu oft mussten Städte zuletzt improvisieren. Das darf sich nicht wiederholen.

Und wenn es keine Aufnahme gibt? Dann braucht es andere Hilfen: mehr politischen Druck auf die Kriegsparteien, um medizinische und humanitäre Unterstützung vor Ort zu ermöglichen.

Hilfe kennt viele Formen. Stillstand ist keine davon.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

Thema : Bilfinger

  • Bilfinger Streit am Lufthansa-Gate: Das sagt Bilfinger-Aufsichtsratschef Cordes

    Der Chefkontrolleur des Mannheimer Konzerns, Eckhard Cordes, durfte nach einem Streit mit dem Piloten in Berlin nicht mitfliegen. Was der Manager jetzt kritisiert.

    Mehr erfahren
  • Bilfinger Bilfinger-Chef Thomas Schulz schimpft über Bundesregierung

    Die Wirtschaft brauche einen Schub, so der Chef des Mannheimer Konzerns. Dafür müsse die Regierung endlich in die Puschen kommen. Was Schulz vom Kanzler will.

    Mehr erfahren
  • Bilfinger Letzte Nachfahrin der Unternehmerfamilie Bilfinger gestorben

    Gisela Bilfinger-Spieß ist im Alter von 90 Jahren friedlich gestorben und wurde in Mannheim beigesetzt. Als Zeitzeugin einer prägenden Industriellenära pflegte sie das Erbe des traditionsreichen Baukonzerns.

    Mehr erfahren
VG WORT Zählmarke