Das wird viele enttäuschte Gesichter geben - weit über Feudenheim hinaus: Nach der Absage des gemeinsamen Fasnachtszuges Mannheim-Ludwigshafen fällt im nächsten Jahr nun auch noch der größte Vorort-Fasnachtszug aus. Weil dazu Publikum auch aus anderen Stadtteilen kam und Fasnachter von der Neckarstadt bis Ilvesheim gerne durch Feudenheims Straßen gefahren sind, betrifft das nicht nur diesen Vorort. Die Absage einer weiteren großen Traditionsveranstaltung ist vielmehr ein Alarmsignal weit über die Fasnacht hinaus.
Viele Feste und Events scheiterten
Der Karlsternlauf, „Swim & Run“ sowie der Volkslauf des TV Rheinau sind bereits im Sommer ausgefallen. Stets ging es um gestiegene Kosten, hohe behördliche Auflagen und einen Aufwand, den ehrenamtliche Helfer nicht mehr stemmen können. In der Pfalz hat es viele Wein- und Straßenfeste getroffen, bis hin zum Erlebnistag Deutsche Weinstraße. Und der Festumzug auf dem Weinfest der Mittelmosel scheiterte, weil keine 6000 Gitter aufzutreiben waren, um die Strecke abzusperren.
Längst sind das mehr als nur Einzelfälle. Und dort, wo noch etwas stattfindet, seufzen und ächzen die ehrenamtlichen Organisatoren darunter, was sie alles zu bedenken, zu beachten, zu befolgen und am Ende zu verantworten haben. Wer unterschreibt, muss immer fürchten, mit einem Fuß im Gefängnis zu stehen oder von einer gigantischen Schadensersatzforderung in den Ruin getrieben zu werden.
Sicherheit ist unverzichtbar
Natürlich - Sicherheit ist unverzichtbar. Das Unglück bei der Loveparade 2010 in Duisburg mit 21 Toten führte dazu, dass die Behörden nun überall genauer hinschauten. Niemand will, dass etwas zu lax gehandhabt wird, wo Leben in Gefahr geraten kann.
Doch mittlerweile hat sich daraus eine gewaltige Überregulierung ergeben. Am Ende will und kann niemand mehr die Verantwortung übernehmen, wenn nicht selbst für die kleinste Veranstaltung an alle Eventualitäten gedacht ist. Hier sollte die Politik einmal klare Grenzen setzen und zudem Ehrenamtliche viel stärker unterstützen, sonst werden noch sehr viel mehr Traditionsveranstaltungen nach und nach sterben. Damit geht ein Stück Kultur und soziales Miteinander verloren. Aber auch die Gesellschaft muss sich fragen lassen, ob sie die Überregulierung nicht selbst mit verantwortet, weil heute jeder sofort mit Klage droht, wenn ihn ein Bonbon am Kopf trifft.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Absage des Feudenheimer Fasnachtsumzugs: Ein Alarmsignal!
Chefreporter Peter W. Ragge sieht bei den Auflagen für Veranstaltungen mittlerweile eine gewaltige Überregulierung. Die Politik sollte klare Grenzen setzen - und Ehrenamtliche viel stärker unterstützen