Zeitzeichen

Die Christel von der Post

Meckern hilft nicht, vor allem gegen die Großen. Aber manchmal befreit es doch, meint zumindest unser Kolumnist Ralf-Carl Langhals und lüftet sein ganz persönliches "Postgeheimnis"

Von 
Ralf-Carl Langhals
Lesedauer: 

Nein, man soll es nicht tun, sich dauernd beklagen. Der Jammerdeutsche geht sowieso allen auf die Nerven, selbst den Deutschen. Auch soll man sich nicht glossierend mit Riesen anlegen, solche die, sagen wir mal irgendwie doch wesensbestimmend sind oder waren für das nationale Selbstverständnis.

Die Rede ist von einheimischen Konzernen wie Telekom, Deutsche Bahn oder, nun ja, der Post, was auch immer das heute in deren Eigendefinition sein mag. Sie merken, ich tue es doch. Sie sägt an meinen Nerven. Eigentlich könnte ich jeden Tag eine Glosse über die Post schreiben. Aber Sie wissen ja, man soll sich nicht dauernd beschweren über die Grundfeste hiesiger Kommunikation und Mobilität - und doch müssen sie sein, die Sticheleien und Klagen über besagte Riesen, auch wenn Zwerge namens Kunden oder Kolumnisten längst wissen, dass es zwecklos ist. Heute also mal keine Klagen über Zugverspätungen, geschlossene Bord-Bistros oder Toiletten.

Heute sind die Gelben dran, „die Post“ also. Bei einem Besuch der wenigen verbleibenden Filialen erfährt man jedes Mal neu, dass es die ja eigentlich nicht gibt: „Wir sind eine Postbank-Filiale!“ Ich deute auf ein gelbes, immobilienbreites Schild über den fünf Schaltern, (von denen zu Mittagszeit „natürlich“ nur zwei besetzt sind) auf dem „Post Bank“, „DHL“ und „Deutsche Post“ einträchtig nebeneinanderstehen.

Mehr zum Thema

Zeitzeichen

Gewusst wie zum Thema

Veröffentlicht
Von
Rcl
Mehr erfahren
Zeitzeichen

Gar nicht dummer August

Veröffentlicht
Von
Ralf-Carl Langhals
Mehr erfahren
Zeitzeichen

Werbung und Wirklichkeit

Veröffentlicht
Von
Georg Spindler
Mehr erfahren

Wenn dem so sei, warum man denn keine getrennten Schalter für Post- und Bankdienste einrichte? Die Statistik unter etwa 50 im Flughafen-Zick-Zack anstehenden Kunden ergibt: Paketabholungen, Einwurfeinschreiben, Briefmarkenkäufe, Päckchenaufgabe ist an diesem Tag das lebhaftere Geschäft. Der Paket-Shop in der Nähe habe Urlaub, die Filiale auf dem (im Übrigen gar nicht so nahe liegenden Stadtteil Waldhof) sei gesprengt und im Wiederaufbau.

Die Bemerkung, dass ich mittlerweile bezweifle, dass man selbige eines Geldautomaten wegen gesprengt habe, kommt - ok, wenig verwunderlich - nicht gut an. Man steht. Eine ganze Filiale hört, wie eine ältere Dame über 20 Minuten 80 000 Euro transferiert. Ich zweifle, ob sie hier in Sachen Bankgeheimnis wirklich „gut beraten“ ist. Ich bin dran. „Als Päckchen bitte!“ - „Sind Sie eigentlich schon Postbank-Kunde?“ Ich erkenne: Es ist nicht an mir, das „Postgeheimnis“ zu lüften.

Redaktion Seit 2006 ist er Kulturredakteur beim Mannheimer Morgen, zuständig für die Bereiche Schauspiel, Tanz und Performance.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen