Zeitzeichen

Werbung und Wirklichkeit

So manches Männerbild scheint auch in modernen Zeiten immer noch unverrückbar. Unser Kolumnist Geors Spindler findet das kurios - und zieht seine Schlüsse

Von 
Georg Spindler
Lesedauer: 

Lesen bildet. Das gilt auch für die Prospekte von Supermärkten. Denn da spiegelt sich so manches, was tief in der deutschen Volksseele verankert ist. Die Werbung nutzt solche Stereotypen. Und deswegen gibt es zum Beispiel Geschlechterklischees, die man längst auf dem Abfallhaufen der Geschichte wähnte.

Gut, die Zeit in der die Reklame den Frauen suggerierte, ihre zwei wichtigsten Problem seien die Fragen, was der Gatte gerne essen möchte und wie frau die Wäsche weiß bekommt, sind tatsächlich vergangen. Und wenn es ums Kochen, genauer gesagt das Grillen, geht, dann ist das heute reine Männersache. Ebenso wie das Heimwerken. Obwohl es reichlich Frauen gibt, die sich mit Möbel ablaugen und Rauputz auftragen viel besser auskennen als zum Beispiel der handwerklich unbegabte Autor dieser Zeilen.

Aber wenn in den Discounter-Broschüren Bohrmaschinen, Trennschleifer und ähnliches zu sehen sind, dann werden stets kantige Männer mit Muskeln abgebildet, die diese kraftvollen Werkzeuge in ihren starken Händen halten. Allerdings nur weiße Männer. Obwohl inzwischen selbst auf dem Land viele Klempner, Elektriker und Heizungsinstallateure afrikanischer und arabischer Herkunft anzutreffen sind, von Paketausfahrern ganz zu schweigen, ist Technik jeder Art in der Werbung die Domäne des weißen Mannes.

Schwarze Männer tauchen in ganz anderen Zusammenhängen auf. Klar, wenn Sportartikel angepriesen werden. Oder beim Grillvergnügen – als sichtlich gut gelaunte Gäste bei der Gartenparty. Und – es ist leider so – gerne auch als Models für Schlafanzüge und Herrenunterwäsche. Dabei gibt es in Deutschland Ärzte, Akademiker, Literaturkritiker, Journalisten und Wissenschaftler, die afrikanischstämmig sind. Was lernen wir also beim Lesen der Werbeblätter? Mit Vorurteilen und Klischees fängt im Kleinen der Rassismus an. 

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen