Nein, nein, keine Sorge, hier kommen keine depressiven Geständnisse. Es geht nicht um Einsamkeit. Das wäre ja auch überhaupt nicht lustig, wenn auch ein fraglos wichtiges Thema. Hier geht es um Alleinsein im Sinne von sehr subjektiv gefühltem Sozialausschluss.
Da bekommt man doch noch einen Arzttermin, radelt in der Mittagspause schnell in die Stadt oder rennt dienstlich von Termin A zu Termin B. Dann stößt man da auf diese Ruhe. Diese Lässigkeit im Konsumieren von Lebensmitteln und beim Konsum von Textilien, Düften oder Lederwaren. Er lebe fraglos hoch, der regionale Einzelhandel!
Schön, dass es nach langen Durststrecken wieder läuft. Doch wer hat denn bitte dienstagsvormittags oder donnerstagsnachmittags Zeit zu bummeln? Da wird bei Sommerschwüle überall lässig Eis geschleckt, Cappuccino geschlürft, Händchen gehalten, auch schon mal Radler gezischt, auf Burgern gekaut und an Rundständern gezupft.
Sind das alles Urlauber, Rentner, Jobsuchende, Privatiers und Berufsschlenderer? Kein Mensch hat jetzt Mittagspause! Warum renne ich, während alle anderen in der Sonne sitzen? Bin ich allein oder bekloppt? Diese Frage kommt bei jedem City-Besuch auf. Der Verstand weiß natürlich, dass all diese Menschen guten Grund haben, sich entspannen zu dürfen. Sie haben frei.
Waren schon um sechs Uhr bei der Arbeit und haben jetzt Feierabend oder müssen bald zum Spätdienst. Oder haben seit Monaten den ersten Urlaubstag und gehen bummeln. Der Mensch geht aber meist von sich aus. Ich auch. An freien Tagen wundere ich mich selten bis nie über Innenstadt-Frequenzen, esse Eis, trinke Kaffee. Diese Parallelität von Arbeit und Freizeit ist ganz normal, sage ich mir dann ruhig beim Rennen. Ich glaube, man nennt sie schlicht „Stadtleben“.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/leben_artikel,-zeitzeichen-bin-ich-allein-_arid,2115972.html