Kino

So ist der neue „Momo“-Film nach dem Roman von Michael Ende

Mit „Momo“ hat sich Christian Ditter an ein filmisches Update von Michael Endes berühmtem Märchen-Roman von 1973 gewagt und die Titelrolle mit der Newcomerin Alexa Goodall besetzt.

Von 
Gebhard Hölzl
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Alexa Goodall als Momo mit Schildkröte Kassiopeia. © -/Constantin Film/dpa

Michael Ende (1929–1995) zählt sicherlich zu den beliebtesten und erfolgreichsten (Kinderbuch-)Autoren des deutschsprachigen Raums. Laut Verlag verkauften sich seine in über 50 Sprachen übersetzten Bücher, darunter „Die unendliche Geschichte“ oder „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, bislang über 35 Millionen Mal. Maßgeblich zu seiner Popularität trug bei, dass seine Werke – beeinflusst von der Anthroposophie Rudolf Steiners, dem er zeitlebens dennoch kritisch gegenüber stand – vielfach für Film, Fernsehen und Theater aufbereitet wurden.

Ein perfektes Beispiel hierfür ist sein 1973 erschienener Märchen-Roman „Momo“, von dem mehrere Bildschirm- und Leinwandadaptionen existieren. Die berühmteste ist sicherlich Johannes Schaafs deutsch-italienische Ko-Produktion von 1986 mit Radost Bokel in der Titelrolle, an deren Seite Stars wie Mario Adorf, Armin Müller-Stahl und John Huston agieren. Nun hat sich der international erfahrene Christian Ditter („How to Be Single – Welcome to the Party“) als Regisseur nach eigenem Skript an ein Update des Stoffes gewagt – von der deutschen Firma Rat Pack („Vorstadtkrokodile“) zwecks besserer internationaler Auswertung in Englisch gedreht.

„Momo“-Film Eine moderne Adaption mit beeindruckenden visuellen Effekten

Recht nah bleibt der Filmemacher an der Vorlage, durch die Handlung führt als Erzähler der von Martin Freeman („Der Hobbit“) gespielte Meister Hora, seines Zeichens Meister der Zeit. Als „erster musikalischer Vorgeschmack auf den Film“ – so die Werbung des Verleihs Constantin Film – ist der Song „One More Day“ von Malou Lovis x Tokio Hotel kurz vor dem Kinostart als unterstützende Werbemaßnahme erschienen. Gefilmt (Kamera: Christian Rein) wurde primär an pittoresken Schauplätzen in Kroatien und Slowenien, der Look ist frisch und modern, die CGI-Effekte – etwa durchs Bild schwebende rosarote Blütenblätter und futuristische Wolkenkratzer, die man zwischen malerische Altbauten einkopiert hat – sind von hoher Qualität.

Martin Freeman - nicht nur der "kleine Hobbit"

  • Durch seine TV-Auftritte wurde Martin Freeman bekannt. Als Durchschnittsangestellter Tim Canterbury machte er sich in der BBC-Sitcom „The Office“ , der britischen „Stromberg“-Variante, einen Namen, hierzulande kennt man ihn als Dr. Watson , Partner von „Sherlock HolmesBenedict Cumberbatch. Der Part in den modernen Fernsehadaptionen der Detektivgeschichten Sir Arthur Conan Doyles brachte Freeman einen BAFTA-Award und die Rolle des Bilbo Beutlin in Peter Jacksons Hobbit -Trilogie ein.
  • Martin Freeman wurde 1971 als jüngstes von fünf Geschwistern in Aldershot, Großbritannien, geboren , sammelte beim Jugendtheater erste Bühnenerfahrung und besuchte die Central School of Speech and Drama in London.
  • 2003 gehörte er zum Cast von Richard Curtis’ romantischer Weihnachtskomödie „Tatsächlich … Liebe“ , 2005 reiste er als Arthur Dent „Per Anhalter durch die Galaxis“ , 2007 spielte er in Peter Greenaways Filmessay „Nightwatching – Das Rembrandt-Komplott“ den niederländischen Maler und in den beiden „Black Panther“-Science-Fiction-Actionern (2018 bzw. 2022) war er als Agent Ross zu sehen.
  • Martin John C. Freeman, der nicht Auto fährt, war bis 2016 mit Kollegin Amanda Abbington liiert, das Paar hat zwei Kinder , Sohn Joe (*2006) und Tochter Grace (*2008). geh

Das Waisenmädchen Momo, verkörpert von der 14-jährigen Britin Alexa Goodall („Ein Gentleman in Moskau“), lebt in einem Verschlag in den Ruinen eines antiken römischen Amphitheaters, das zeitgemäß auch als Open-Air-Kino genutzt wird (gezeigt wird wohl nicht von ungefähr Stanley Donens kriminalistisches Vexierspiel „Charade“ mit Cary Grant und Audrey Hepburn). Flammend rote Haare hat sie, strahlend blaue Augen, ein großes Herz und ein offenes Ohr für jedermann. Am liebsten verbringt sie ihre Tage mit ihrem besten Freund Gino (Araloyin Oshunremi), einem umtriebigen, hilfsbereiten Pizzaboten, und dem freundlichen Straßenkehrer Beppo (Kim Bodnia), der ihr rät, das Leben gelassen, einen Schritt nach dem anderen, anzugehen.

Kapitalismus und Selbstoptimierungswahn in der Kritik beim „Momo“-Film

Da taucht eines Tages eine schwarz gekleidete Frau (Laura Haddock) bei Ginos liebevoller, überarbeiteter, von Geldsorgen geplagte Mutter Liliana (Jennifer Amaka Pettersson) auf. Sie überredet sie, ihr Leben zu optimieren. Ein elektronisches Armband, ein „Greycelet“, der mächtigen Grey Corporation – geleitet vom derzeit angesagten Claes Bang („Wilhelm Tell“) – soll ihr dabei helfen. Damit kann sie Zeit sammeln, um diese später mit ihren Kindern sinnvoll zu nutzen. Momo erkennt, dass der Konzern nichts anderes tut, als Zeit zu stehlen. Also versucht sie, unterstützt von einer magischen, nett animierten Schildkröte, das böse Treiben zu stoppen …

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Eine Arbeit, nah an unserer Zeit. Eine Dystopie, bei der Kapitalismuskritik geübt, der Selbstoptimierungswahn unseres Social-Media-Zeitalters – nebst Influencer – ins Visier genommen wird. Zugleich ein Jugend- und Fantasyfilm mit solider Action, souverän umgesetzten Verfolgungsjagden und einer Prise Liebeskummer. Ein ambitionierter Genremix. Eine eierlegende Wollmilchsau würde man in Bayern flapsig sagen, wohl intendiert, doch irgendwie fehlen Charme und Biss. Der Wunsch ein breites Publikum zu erreichen, hat trotz der überzeugenden Leistung von Energiebündel Goodall zur Folge, dass es an einem echten Fokus mangelt, das nötige Mitgefühl für die Teenager-Protagonisten nicht wirklich aufkommt.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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