Die Medienrepublik würde mal wieder tun, was sie immer tut: die Realität skandalisieren, verzerren und mit einem tendenziösen Gut-oder-Böse-Denken die Meinung des Volkes radikalisieren. Dafür oder dagegen – das sei doch nicht die Frage bei den Festklebern, Bildbesudlern und Dorfbesetzern. Die Letzte Generation, die schließlich nur Gutes tun und die Schöpfung schützen wolle, würde von tumben Journalisten – nicht nur des Boulevards – und von tumben Politikern wie dem CSU-Dobrindt zum Terrorismus hochstilisiert, ja, die immer-schon-rechtsradikale „Bild“ habe gar gemeint, die Klimaaktivisten seien „schon auf der Ziellinie“ der Roten Armee Fraktion, so ein Quatsch.
Ganz klar: Das ist Caro in Rage. Bela spöttisch: „Die wollen aber nicht nur spielen …“ Aber Schusswaffen und Sprengstoff hätten sie nicht, nur Tesafilm, meint Caro: „Außerdem – selbst wenn man den Vergleich mit der RAF gelten ließe, was ich nicht tue, müssen wir doch konstatieren: Es war 1967 nicht die aufkommende Protestbewegung, die die ersten Schüsse abgegeben hat. Es war die von Medien scharf gemachte Polizei, die schon drei Jahre vor der Gründung der RAF Benno Ohnesorg erschossen hat. Paff! Das war ein evangelischer Pazifist ohne Waffe. Wir dürfen nicht zulassen, dass Polizei, Politik, Journalismus und Justiz gutartige Kleber zu radikalen Rabauken machen! Unter denen gibt es weniger Radikale als in der Polizei und Bundeswehr!“
Ich sage es ja ungern: Caro hat Recht. Die wollen nur noch kurz die Erde retten und meinen es ernster als wir Lippenbekenner. Genau genommen könnte man – mit etwas Humor, den wir ja schließlich haben – sogar darüber diskutieren, ob die Leute, die sich bei ihren Aktionen gegen den fossilen Wahnsinn in Museen Sachen über Kopf und Körper kippen, nicht sogar veritable Kunstperformances veranstalten, ja, ob sie nicht die Aufforderung von Museumschefs, an einem „Museum für alle“ teilzuhaben, ernst nehmen, ergo vorbildlich handeln.
„Wenn die in Lützerath zusammen kommen und entschlossen gewaltfrei geplanten Widerstand gegen den fossilen Wahnsinn unserer Gegenwart leisten, dann tun die doch genau, was eigentlich unsere Politikerinnen und Politiker jedweder Couleur tun sollten: den Überlebenswillen der Gesellschaft und des Planeten propagieren!“, sagt Caro.
„Das hast du schön gesagt: gewaltfrei geplanter Widerstand. Die werfen Molotowcocktails. Was die tun, ist verboten. Basta.“ Das sei ziviler Ungehorsam, meint Caro, die jetzt so aufgebracht ist, dass ihre Oberlippe leicht zittert. Sie nennt den Kampf um Lützerath einen Stellvertreterkrieg zwischen idiotischer Ignoranz und gesundem Gewissen. „Bist du so bescheuert, dass du das nicht kapierst?“, fragt Caro rhetorisch, „hier geht’s nicht um Lützerath. Es. Geht. Ums. Ganze!“
„Fährst du am Samstag hin?“ fragt Bela Caro, worauf sie sagt: „Keine Zeit!“ „Du hast keine Zeit für die Weltrettung?“, stellt Bela fest. „So wird das nichts, meine Liebe. Das sagt dir dein bescheuerter Bela. Du bist eben doch nur eine von diesen Verbalaktivisten.“ Da ist nicht nur Caro sehr still.
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